Seite:OALudwigsburg0325.jpg

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geschlossenen Pfarrhof; die Unterhaltung desselben liegt ebenfalls der K. Hofdomänenkammer ob.

Das Schulhaus, welches beinahe in der Mitte des Dorfs zunächst des Rathhauses steht, hat die Gemeinde im Jahr 1818 von einem Ortsbürger für 3700 fl. erkauft und zur Schule einrichten lassen; es enthält neben zwei geräumigen Schulzimmern die Wohngelasse des Schulmeisters und des Lehrgehilfen.

Das Rathhaus, welches bis zum Jahr 1818 auch die Schule enthielt, wird schon im Jahr 1595 genannt; es ist seines Alters ungeachtet noch ziemlich gut erhalten und trägt auf dem First ein Thürmchen mit Glocke und Uhr. Im Jahr 1840 wurde an das Rathhaus ein Gemeindebackofen angebaut.

Auch besitzt die Gemeinde ein Armenhaus mit zwei Wohnungen. Die derselben gehörige, bei dem Schloß gelegene Kelter, mit einer mechanischen Presse versehen, enthält auch den ehemaligen Fruchtkasten, welcher der Gemeinde im Jahr 1850 von der K. Hofdomänenkammer um 100 fl. überlassen wurde.

Im südöstlichen Theile des Dorfs liegt das Schloß, ursprünglich die Stammburg der Herren von Stammheim. Später bis zum Jahr 1807 war dasselbe Sitz eines Stabsbeamten und zuletzt des Hofkameralverwalters. Nachdem das Hofkameralamt nach Stuttgart verlegt wurde, ist das Schloß mit seinen Nebengebäuden und Gärten an den Kaufmann E. Frommel von Stuttgart im Jahr 1854 um 8000 fl. verkauft worden; dieser ließ daselbst eine Weingeistbrennerei mit Dampfkraft einrichten, die in neuester Zeit wieder aufgehört hat. Das jetzige Schloß ist nach dem Plane des Baumeisters Heinr. Schickard im Jahr 1579 im einfachen Styl eines Wohnhauses und zwar die zwei unteren Stockwerke aus Stein, das dritte Stockwerk aus Holz erbaut; an der südlichen, gegen den Hofraum gerichteten Seite befindet sich ein halbrunder Thurm, der die zu den Gelassen des Schlosses führende Wendeltreppe enthält. Ein weiteres halbrundes Thürmchen, das übrigens nur bis zu dem ersten Stockwerk reicht, ist an der Ostseite des Schlosses angebaut, welches früher als Gefängniß diente. Dem Hauptgebäude steht ein Flügel gegenüber und beide Gebäude sind durch einen Querbau verbunden, so daß das Ganze einen ansehnlichen Hofraum umschließt, der nur gegen Osten offen ist. Der dem Hauptgebäude gegenüberstehende Flügel enthielt den Rittersaal, welcher nun als Fruchtspeicher dient, und nur zwei hölzerne, im Renaissancegeschmack gehaltene Säulen mit vergoldeten Kapitälen verrathen noch die ursprüngliche Bestimmung dieses Raums. Um das Schloß lauft ein tiefer, ausgemauerter Graben, über den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)