Seite:OALudwigsburg0341.jpg

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Anlagen, an der Eisenbahn, auf den Straßen, in den Steinbrüchen etc. als Taglöhner finden. Ein bedeutendes Nebenerwerbsmittel ist der Milchverkauf, der von etwa 44 Weibspersonen betrieben wird, welche die Milch sowohl im Dorf, als theilweise auch in den benachbarten Orten Mühlhausen, Stammheim und Zazenhausen aufkaufen, was dem Orte gegen 10.000 fl. jährlich einträgt. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 70 Morgen, der mittlere 9–10 Morgen und der geringste 1/41/2 Morgen; viele Ortsangehörige aber besitzen gar kein Grundeigenthum. Die allgemeinste Größe eines Grundstücks beträgt 1/2 Morgen, während Länder und Gärten weit kleiner vertheilt sind. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Weinbau und Viehzucht; von Gewerben sind zu nennen: fünf Schildwirthschaften, darunter zwei mit Bierbrauereien, eine Bierbrauerei mit Speisewirthschaft, zwei Kaufleute, ein Krämer, eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine etwa 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort gelegene Ölmühle mit einem Mahlgang und einer Hanfreibe, drei Ziegeleien etc. Überdieß sind die nöthigen Handwerker vorhanden, von denen vier Schreinermeister ihre Arbeiten theilweise auf den Messen und in die Möbelhandlungen in Stuttgart absetzen. 1

Die Markung ist im Verhältniß zur Bevölkerung nicht groß und überdieß 1/5 derselben mit Wald bestockt, daher die Ortseinwohner genöthigt waren, sich auf den angrenzenden Markungen von Kornwestheim, Stammheim, Münster und Feuerbach Güter anzukaufen. Die für den Acker- und Wiesenbau benützten Güter liegen meist eben und haben im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der zum größeren Theil aus einem tiefgründigen Diluviallehm besteht, dessen Unterlage theils der Muschelkalk, theils der untere Keupermergel bildet. In der Richtung gegen das Schlotwiesen-Haus verschwindet allmälig der Lehm und die Verwitterung des Keupermergels bildet hier einen ziemlich gebundenen, etwas schweren Thonboden; auf der Höhe des Burgholzes dagegen erscheint, in Folge des hier anstehenden Keuperwerksteins, ein leichter, düngerbedürftiger, minder ergiebiger Sandboden. An den Abhängen des Burgholzes steht der untere Keupermergel an, welcher sich für den Weinbau sehr gut eignet und auch für denselben benützt wird. Auf der Markung befinden sich vier Muschelkalksteinbrüche, aus denen taugliches Straßenmaterial gewonnen wird, ein Lettenkohlensandsteinbruch, der vortreffliche Bau- und Werksteine liefert (Eigenthum des Werkmeisters Wagner in Stuttgart), ein Steinbruch in dem Keupersandstein (Schilfsandstein) auf dem Burgholz, aus dem man Platten gewinnt, drei Lehmgruben und ein 18 Morgen großer District (Sauhaldenäcker),

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0341.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)