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In den Thalebenen haben sich für den Wiesenbau taugliche Alluvionen abgelagert. Mehrere Muschelkalksteinbrüche und eine Lehmgrube sind vorhanden.

Die klimatischen Verhältnisse begünstigen den Anbau aller in Württemberg eingeführten Kulturpflanzen, namentlich auch den Weinbau, der hier ausgedehnt getrieben wird. Schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel sind nicht häufig, wie auch Hagelschlag, der jedoch in neuerer Zeit, wie im Jahr 1840 und namentlich im Jahr 1865 bedeutenden Schaden anrichtete.

Die Landwirthschaft wird im allgemeinen fleißig betrieben; landwirthschaftliche Neuerungen, wie der flandrische Pflug, die Walze, verbesserte Düngerstätten, einfache Joche etc. haben verbreiteten Eingang gefunden. Zur Verbesserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln vorzugsweise die Jauche, ziemlich Gips und Kompost in Anwendung.

Bei dem Ackerbau ist die Dreifelderwirthschaft mit beinahe ganz angeblümter Brache eingeführt; im Winterfeld baut man hauptsächlich Dinkel und untergeordnet Weizen, Einkorn und Roggen; im Sommerfeld Haber und Gerste. In der Brache nimmt der dreiblätterige Klee eine beträchtliche Fläche ein, während die Luzerne mehr auf ausgereuteten Weinbergen gepflanzt wird; ferner kommen zum Anbau Esparsette, Wicken, Kartoffeln, Zuckerrüben, Flachs, Hanf etc. Der einige Zeit betriebene Tabackbau ist in neuerer Zeit beinahe ganz abgegangen. Bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 4 Simri Haber und 3 Simri Gerste liefert ein Morgen 9–12 Scheffel Dinkel, 4 bis 6 Scheffel Haber und 3–5 Scheffel Gerste. Die höchsten Preise eines Morgens Acker sind gegenwärtig 800–900 fl., die mittleren 400 fl. und die geringsten 100 fl. Bei den Wiesen bewegen sich die Preise von 300–1000 fl. vom Morgen. Der größere Theil der Felderträgnisse wird im Ort selbst verbraucht und nur etwa 1/3 derselben kann nach Außen abgesetzt werden.

Der Gartenbau dient theils dem Vergnügen, theils dem eigenen Bedürfniß und liefert keine Erzeugnisse zum Verkauf. Einige schön angelegte, Privaten gehörige Gärten sind vorhanden.

Von ziemlicher Bedeutung ist der Wiesenbau, der nur in den Thalebenen getrieben wird und mit Ausnahme einiger versumpfter Stellen sehr gutes Futter reichlich liefert; die Wiesen, von denen ein Theil bewässert werden kann, ertragen vom Morgen durchschnittlich 25–30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd. Der Wiesenertrag wird im Ort selbst verbraucht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)