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12 Orten Boten in die Stadt; die übrigen Orte stehen durch Boten mit den Postorten Groß-Bottwar und Beilstein in Verbindung.

An der Stadtpfarrkirche sind ein Stadtpfarrer, der zugleich das Dekanatamt bekleidet, und ein Diakon angestellt. Der erste evangelische Stadtpfarrer war vor dem Interim Werner Keller 1537, nach dem Interim Dominikus Creber von 15…–1558 und der erste Diakon Joh. Märcklin von 15…–1564. (S. Binder, Kirchen- und Lehrämter Württembergs 1, 220. 221).

Von Schulanstalten befinden sich in Marbach:

1. Eine lateinische Schule, an der ein Präceptor, und eine lateinische Elementarklasse, an der ein Collaborator unterrichtet; auch ist mit dieser Schule eine Turnanstalt verbunden. Der erste Präceptor war Paul Burggraf von 15…–1560 und der erste Collaborator Valentin Müller im Jahr 1557.

2. An den Volksschulen (einer Knaben-, einer Mädchen- und einer Elementarschule) sind zwei Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehilfe thätig.

3. Eine Industrieschule besteht.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet.

Die Stiftungspflege, in welcher nun die Heiligen-, Hospital-, Almosen- und Armenkastenpflege vereinigt sind, hat ein Vermögen von etwa 6000 fl. Nebenbei hat die Industrieschule einen Fond von 2472 fl.

Die abgesondert bestehende Römerstiftung ist für studirende Nachkommen des Pfarrer und Dechanten Johann Römer in Affalterbach bestimmt, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts 400 fl. stiftete, die nun bis zu 52.000 fl. angewachsen sind.

Noch ist die Schillerhöhe, ein südlich der Stadt gelegener hoher Punkt, zu erwähnen, welchen die Gemeinde im Jahr 1835 dem Schillerverein überlassen, und vorläufig mit freundlichen Gartenanlagen versehen hat; hier beabsichtigt der Verein dem großen Dichter ein Denkmal zu errichten, so bald die nöthigsten Mittel hiezu vorhanden sind.

Der Punkt ist trefflich gewählt und würdig ein solches Denkmal zu tragen. Oben an dem steilen rebenreichen Abhang, zu dem sich der Neckar in einem großartigen, hufeisenförmigen Bogen herandrängt, erschließt sich hier eine reizende Aussicht zunächst in das nahe freundliche Neckarthal mit seinen lachenden Dörfern und jenseits des Flusses über ein fruchtbares, mit stattlichen Ortschaften belebtes Flachland, aus dem sich der Asperg und der Wunnenstein frei

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)