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Der Ort ist sehr wasserreich, erhält übrigens sein Trinkwasser nur aus Pumpbrunnen, die sich aller Orten auf eine leichte Weise anlegen lassen.

Die Einwohner sind im allgemeinen gutmüthig, sehr fleißig und sparsam; ihre Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Weinbau und Viehzucht. Die Vermögensumstände sind nicht ungünstig, indem der vermöglichste Ortsbürger 40 Morgen, der sog. Mittelmann 10 bis 12 Morgen und die unbemittelte Klasse 1/4–1 Morgen Grundeigenthum besitzt. Die Güter liegen theilweise auch auf angrenzenden Markungen. Gegenwärtig erhalten etwa 12 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Die mittelgroße, von mehreren Bächen durchzogene Gemeinde-Markung besteht, soweit sie für den Feldbau benützt wird, aus einem welligen, mit sehr fruchtbarem Diluviallehm bedeckten Flachlande, während im östlichen Theil derselben die aus Keupermergeln bestehenden Vorhügel der Löwensteiner Berge, welche sich vorzüglich für den Weinbau eignen und auch für diesen größtentheils benützt sind, in die Markung eingreifen.

Das Klima ist mild und begünstigt den Anbau aller in Württemberg gewöhnlich vorkommenden Kulturgewächse; nur die Niederungen werden zuweilen von Frühlingsfrösten heimgesucht. Hagelschlag ist sehr selten und kam seit 1816 nicht mehr vor.

Die Landwirthschaft wird fleißig und gut betrieben, jedoch ist man zu Neuerungen nicht sehr geneigt; der Brabanterpflug ist allgemein eingeführt und zur Besserung des Bodens kommt neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gips und Kompost in Anwendung. Im System der Dreifelderwirthschaft mit beinahe ganz angeblümter Brache baut man Dinkel, Gerste, Haber, Weizen, Roggen, Einkorn, Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne, Esparsette), Rüben, Welschkorn und von Handelsgewächsen sehr viel Mohn, der hier vorzüglich gedeiht, etwas Cichorien und Zuckerrüben; Hanfbau ist mittelmäßig, der Flachsbau unbedeutend. Die Aussaat und der Ertrag ist wie in Großbottwar. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 800 fl., der mittlere 400 fl. und der geringste 100 fl. Von den Felderzeugnissen werden Getreidefrüchte theilweise nach Heilbronn, Stuttgart und Ludwigsburg abgesetzt; der Mohn kommt nach Eßlingen und Heilbronn zum Verkauf.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert ein mittelgutes, theilweise saures Futter; die Wiesen, denen nur wenig Wässerung zukommt, sind zwei-, viele dreimähdig und ertragen 20–25 Centner

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)