Seite:OAMarbach0164.jpg

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Schweinezucht wird in mäßiger Ausdehnung getrieben, so daß etwa ebensoviel Ferkel im Ort gezogen als von außen eingeführt werden; man züchtet Land- und halbenglische Race meist für den eigenen Bedarf.

Ziegen halten ärmere Familien der Milch wegen und Geflügel zieht man nur für den Selbstbedarf; ebenso ist die Bienenzucht nicht von Belang und wird mit wenig Glück betrieben.

Die Stadt hat das Recht den 2. April einen Holz-, Vieh- und Krämermarkt, den 12. Juni und den 30. November einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten; der Besuch derselben ist ziemlich lebhaft.

Eine eigentliche Staatsstraße berührt die Markung nicht, weil die durch den Ort führende Landstraße von Marbach nach Heilbronn, soweit sie die Markung berührt, von der Gemeinde mit nicht unbedeutenden Kosten unterhalten werden muß; übrigens ist in neuerer Zeit zur Unterhaltung dieser Straße um einen Staatsbeitrag nachgesucht worden. Auch ist zu beklagen, daß eine Postverbindung mit Heilbronn oder Lauffen nicht stattfindet und der täglich ankommende Eilwagen von hier wieder zurück nach Marbach und Ludwigsburg geht.

Der Gemeindehaushalt ist geordnet. Neben der allgemeinen Stiftungskasse mit einem Fonds von 9000 fl. für Arme bestimmt, ist noch eine besondere Schulfondskasse für lateinische und deutsche Schüler, und eine von J. Schuler angefallene Stiftung von 300 fl. zu Gunsten der Armen in Stocksberg vorhanden.

Das Wappen der Stadt enthält in einem rothen Schild einen sechseckigen silbernen Stein, in welchen 3 silberne Mauerhämmer eingehauen sind. Die Erfindung dieses Wappens ging aber nicht von der richtigen Deutung des Stadtnamens aus; die nicht selten vorkommenden Orte Beilstein oder Bielstein bedeuten ursprünglich Jagdplätze, wo das Wild zu Stande gebracht und erlegt wurde. (Grimm. Förstemann).

Es ist wohl außer Zweifel, daß die Römer, welche von ihrem Aufenthalt in der Umgegend vielfältige Spuren hinterlassen haben, auch hier festen Sitz hatten, allein sichere Beweise lassen sich hiefür nicht finden; die Sage, daß der Thurm auf dem Schloßberg, der sog. Langhans, ein Werk der Römer sei, ist unrichtig, obgleich wir nicht in Abrede ziehen wollen, daß der vorgeschobene Schloßberg einst auch von den Römern als fester Punkt benützt wurde (s. hier. unten).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)