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Von benachbarten geistlichen Stiften war das zu Backnang bereits im J. 1245 allhier begütert.

Den Rechtsantiquitäten gehört an die Thatsache, daß die Unterthanen im Amt B. die Burg in der Frohne beholzen mußten.

Eine Curiosität ist, daß am 5. August 1583 „im Wassergraben hinter dem Städtchen, wohl an 16 Orten, Blut aufquoll, so daß der Wassergraben blutroth wurde, als wenn es lauter Blut wäre und das fließende Wasser bis gen Oberstenfeld roth färbte,“ was über 8 Tage andauerte. Wie dieß ein Augenzeuge berichtete und mit schlimmer Prophezeiung aus diesem Vorfall im J. 1583 drucken ließ, als: Newe Zeytung, wahrhafftige Geschicht und ernstliche Erklerung göttliches Zorens wider die Sünd, welchen Gott der jetzigen gottlosen Welt durch Wunderzeichen verkünden lest. MDLXXXIII. 4 Blätter. 4°[1].

Das Patronat der St. Annakirche war von jeher landesherrlich, das der jetzt unbenützten St. Magdalenenkirche gehörte ursprünglich dem Stift Oberstenfeld, welchem es P. Innocenz IV. 1247 bestätigte. Aus der Erwerbung der Schutzvogtei über das Stift (im J. 1357) leitete Herzog Christoph im Reformationszeitalter das Recht ab, die Einkünfte dieser Kirche mit dem evangelischen Kirchengut in Württemberg zu vereinigen, und suchte seine Ansprüche in einen langwierigen Prozeß beim Reichskammergericht im J. 1555 u. ff. durchzusetzen. Sein Sohn Herzog Ludwig mußte sich im Jahr 1588 zu einem Vergleich bequemen, wonach er an das Stift 500 fl. bezahlte, aber dafür die Kaplanei in der Magdalenenkirche und der auf dem nahen Petersberge gelegenen St. Blasiuskapelle, die Pfarrei zu Kleinaspach und einen halben Morgen Garten zu Oberstenfeld erhielt. (Württ. Jahrb. 1840, 330.).

Zu der Gemeinde gehören:

b. Etzlenswenden, liegt von der Gemeindemarkung getrennt auf den Löwensteiner Bergen, 11/2 Stunden nordöstlich von Beilstein, zunächst der nördlichen Oberamtsbezirksgrenze. Der Ort hat eine eigene Schule, an der ein Schulmeister unterrichtet. Gutes Trinkwasser ist hinreichend vorhanden.

Die wenig bemittelten Einwohner treiben auf ihrer kleinen,


  1. Ohne Zweifel ein Infusionsthierchen, das blutfarbige Augenthier (Euglena sanguinea), welches zuweilen in ungeheurer Menge auf der Oberfläche der Gewässer erscheint und alsdann von weniger Unterrichteten für Blut gehalten wird.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)