Seite:OAMarbach0173.jpg

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Straße, die von dem Murrthal bis auf die Anhöhe ziemlich stark ansteigt. Der Ort, von dem man eine freundliche Aussicht in das Murrthal genießt, ist reinlich weil er ganz auf Kalkfelsen steht und wegen seiner abschüssigen Lage das Wasser mehr als genügenden Abfluß hat. Die zu 2/3 zweistockigen, zu 1/3 dreistockigen, mit steinernen Unterstöcken versehenen Gebäude lagern sich größtentheils in mäßigen Abständen von einander an den Ortsstraßen und bei jedem derselben befindet sich ein Baumgarten, häufig auch ein Gemüsegärtchen. Im Thal steht zunächst am Ort eine von der Murr getriebene Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang, einem Hirsegang, einer Ölmühle und einer Hanfreibe.

Die in der Mitte des Dorfs gelegene Pfarrkirche ist ursprünglich im einfachen gothischen Styl, mit spitzbogigen Eingängen und Fenstern erbaut; aus letzteren wurden, um mehr Licht in die Kirche zu bringen, die Ornamente in den Bogentheilen herausgenommen. Der an der Ostseite stehende, viereckige Thurm ist mit einem achteckigen, hohen Schieferdach versehen; sein unterstes Geschoß vertritt die Stelle des Chors. Von den 2 Glocken ist die größere von Christ. Ludwig Neubert in Ludwigsburg 1778 gegossen worden; sie enthält außer den Namen der damaligen geistlichen und weltlichen Behörden noch folgende Inschrift: Lasse dich der Glockenschall zum Gebet und Wort erwecken, Bitte Gott, daß sie dich nicht mög durch Sturm in Noth erschrecken. Auf der kleineren, 1726 gegossenen, stehen nur die Namen der geistlichen und weltlichen Behörden.

Das flach gedeckte, geschmacklose, durch schlecht bemalte Emporen verbaute Innere des Langhauses, enthält eine aus Stein roh gearbeitete Kanzel, die eine räthselhafte Jahrszahl, vermuthlich 1507 und an den Feldern der Brüstung folgende Bildwerke enthält: 1) das Wappen von Groß-Bottwar, 2) einen Wappenschild mit einem Kelch und neben demselben einen Schild mit einem Steinmetzzeichen 3) einen Schild mit Steinmetzzeichen und 4) einen Schild mit einem Rad. An dem runden Chorbogen steht 1485; der Chor selbst ist mit einem Netzgewölbe gedeckt, an welches die 4 Evangelisten angemalt sind. Die Sakristei hat ein sehr altes Tonnengewölbe. Den Bau und die Unterhaltung der Kirche hat der Staat zu besorgen.

Der von der Gemeinde zu unterhaltende, 1788 errichtete Begräbnißplatz liegt außerhalb (südlich) des Orts.

Das schön gelegene vom Staat gut unterhaltene Pfarrhaus ist nur 60 Schritte von der Kirche entfernt.

Von Gemeindegebäuden sind zu nennen: das 1777 erbaute,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)