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Bastardschafe laufen läßt, um 175 fl. jährlich verpachtet; überdieß trägt die Pferchnutzung 200 fl. der Gemeindekasse ein.

Pferdezucht besteht nicht, dagegen werden ziemlich viele Pferde der Arbeit wegen, um das Ochsenvieh zu schonen und dessen Mastung zu fördern, gehalten.

Von bedeutendem Umfang ist die mit einem tüchtigen Neckarschlag sich beschäftigende Rindviehzucht, die durch 2 Farren nachgezüchtet und verbessert wird; die Haltung der Zuchtstiere ruht auf den Widdumgütern. Mit Vieh, namentlich mit gemästetem, wird durch Vermittlung von Zwischenhändlern ein lebhafter Handel nach Frankreich getrieben.

Eigentliche Schweinezucht wird in geringer Ausdehnung getrieben, indem man die meisten Ferkel (Haller- und englische Race) von Außen bezieht und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf aufmästet.

Geflügel zieht man nur für den eigenen Bedarf und die Zucht der Bienen ist unbedeutend.

Die Fischerei in der Murr, welche sich auf Schuppfische, Barben und etwas Forellen beschränkt, ist theils Eigenthum des Staats, theils der Gemeinde und an Ortsbürger verpachtet.

Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln Vicinalstraßen nach Backnang, nach Wolfsölden und weiter über Affalterbach nach Marbach, nach Nellmersbach, nach Maubach und nach Weiler zum Stein.

Nach der Sage soll im kalten Brunnenwald eine Stadt gestanden sein; man findet daselbst Backsteine, Ziegel etc.; ohne Zweifel stand hier eine römische Niederlassung, aus der ein römischer Denkstein, welcher früher an der Kirche eingemauert war, herrührte (s. auch den Abschnitt „römische Alterthümer“).

Wofern „Stetin“, welches neben Pleidelsheim unter den Ortschaften aufgeführt wird, wo das Kloster Lorsch Güter besaß, richtig hieher gedeutet wird, so geschieht Erbstettens schon sehr frühe, in einem, dem J. 795 entsprechenden Zeitpunkte Erwähnung (Cod. Laur. Nr. 3507).

Der Ort gehörte zur Herrschaft Wolfsölden, deren Schicksale er theilte.

Einen hiesigen Hof besaß der Eßlinger Spital im 13. Jahrhundert; auch das Stift Backnang war allhier begütert. Von diesem erkaufte Gülten und Zehnten der Graf Ulrich von Württemberg im J. 1453.

Das Kirchenpatronat war ursprünglich gräflich calwisch,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)