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Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, 5 Handlungen, eine Ziegelhütte mit Gipsstampfe und 6 Mühlwerke, und zwar 1) die an der östlichen Ecke der Stadt gelegene Burgermühle mit 3 Mahlgängen, einem Hirsegang und einem Gerbgang; 2) die Eselsmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, welche an dem nordwestlichen Ende der obern Vorstadt liegt; 3) die Benzenmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, etwa 10 Minuten oberhalb des Orts gelegen; 4) die Walkmühle mit Gipsmühle liegt am südlichen Ende der Stadt; 5) die Sägmühle mit Gips- und Ölmühle etwa 10 Minuten unterhalb der Stadt gelegen, und 6) eine Ölmühle innerhalb der Stadt, welche mit einem Pferd getrieben wird, während die übrigen Werke, mit Ausnahme der an der kleinen Bottwar gelegenen Eselsmühle, von der Bottwar in Bewegung gesetzt werden.

Die sehr große, schön arrondirte Markung bildet größtentheils eine wellige, mit mehreren leicht eingefurchten Thälchen und Rinnen durchzogene Ebene und nur auf der linken Seite der Bottwar ragen die steilen Ausläufer der Löwensteiner Berge in die Markung herein; im Norden greift noch ein Theil des Wunnensteins und der demselben nahe und freistehende Kochersberg in die Markung ein.

Der Boden ist im allgemeinen sehr fruchtbar und besteht im Flachlande, das mit wenig Ausnahmen für den Ackerbau benützt wird, aus einem ergiebigen Diluviallehm, in den Thalebenen aber aus Alluvialablagerungen. Die bergigen Partien der Markung bestehen aus den Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten und liefern einen für den Wein- und Waldbau vorzüglich geeigneten Boden. Ein Keuperwerksteinbruch liegt im Wald Käbling und ein Muschelkalkbruch zwischen Groß- und Kleinbottwar; in letzterem kommen großartige Reste verkieselten Holzes vor.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und gestatten den Anbau aller in Württemberg vorkommenden Kulturgewächse; auch ist die Luft gesund und mild, dagegen schaden Frühlingsfröste zuweilen der Obstblüthe und den Reben. Hagelschlag kommt seltener vor.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß betrieben und macht erfreuliche Fortschritte; es fehlt nicht an Landwirthen, die mit Rath und gutem Beispiel vorangehen und zweckmäßigen Neuerungen die Bahn brechen, wie denn auch der schwerzische Pflug allgemein geworden ist und der Felgpflug, der Häufelpflug, die Repsmaschine, die Walze etc. Eingang gefunden haben. Als Düngungsmittel werden außer den gewöhnlichen auch Gips und Compost angewendet.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)