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„zur fürstlichen Rentkammer gehöriger Marktflecken, welcher zwar zur Landschaft nicht collectabel, sondern jährlich zur fürstlichen Landschreiberei eine pactirte Steuer zu geben hat, dagegen dennoch zur Marbacher Jurisdiction verbunden und dem Vogtamt mit allem Gebot und Verbot unterworfen ist.“

In katholischen Zeiten waren allhier eine Pfarrei und zwei Frühmessereien. Der Pfarrsatz kam mit dem Kloster Steinheim an Württemberg. Die Kirche hatte früher einen großen Sprengel, von welchem 1456 Röhrach, Fürstenhof und Wüstenbach, 1499 Klein-Bottwar abgetrennt wurden. Die jetzige Pfarrkirche wurde, als die Klosterkirche die Hauptkirche ward, zur Frühmeßkirche; nach dem Abbruch der Klosterkirche ist sie wieder die Pfarrkirche.


Weiler zum Stein,


Gemeinde III. Kl. mit 782 evang. Einw. a. Weiler zum Stein, Pfarrdorf, 609 Einw., b. Gollenhof, Weiler, 56 Einw., c. Heidenhof, Weiler, 117 Einw. – Ev. Pfarrei.

Das Pfarrdorf Weiler zum Stein liegt 21/2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt in einem muldenförmigen Abhang gegen das Buchenbach-Thälchen und zieht sich von der Thalebene bis auf die Anhöhe in unregelmäßiger Anlage hin. Am Bach liegt eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang. Der ziemlich große, vorherrschend aus weniger ansehnlichen Häusern bestehende Ort ist mit einem Wäldchen von Obstbäumen umgeben und bietet, von den westlichen Anhöhen gesehen, eine recht freundliche Ansicht; das Innere des Dorfs ist minder ansprechend und trotz der zur Reinlichkeit beitragenden abhängigen Lage dennoch in dieser Beziehung etwas zurück. Die Pfarrkirche liegt oben im nördlichen Theil des Dorfs; sie hat, neben einigen oblongen Lichtöffnungen, spitzbogige Fenster mit spätgothischem Maßwerk in den Bogentheilen und überdieß an der Südseite des Langhauses ein Fenster aus der Übergangsperiode, woraus hervorgeht, daß die Kirche von hohem Alter ist und im Laufe der Zeit verschiedene Veränderungen erlitten hat. Über dem westlichen Eingang steht die räthselhafte Zahl 1076, und zwar mit arabischen Ziffern, die in jener Zeit noch lange nicht üblich waren; es ist daher unzweifelhaft, daß entweder diese Jahrszahl erst später eingemeiselt wurde oder das Nullzeichen der obere Rest eines alten Vierers ist, so daß die Jahrszahl 1476 bedeuten soll; für das letztere sprechen nicht nur die in jener Zeit üblichen Ziffern, sondern auch die Bauweise der Kirche. An derselben Seite befindet sich auch ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0305.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)