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wurde öfters zum schwarzen Peter, einem Dolmetscher in Weingarten geschickt, der in Philippsburg das Beste für das Kloster zu reden hatte. Andererseits mußte 26. Mai 1694 Leutnant Hattich mit 26 Mann vom Horn’schen Regiment eingelegt werden, um die Insolentin der deutschen Parteien, welche täglich Wein und Brod erpreßten, zu verhüten. – 15. Mai 1696 sammelten sich die deutschen Truppen bei Dürrmenz. – Der Pfarrer von Ölbronn hatte seine Wohnung im Speisesaal des Klosters aufgeschlagen. – In diese Zeit fällt die Erbauung der großen verschanzten Linie, welche, ohne Zweifel mit Benützung des alten Landgrabens, der Markgraf von Baden zur Deckung der Grenze von Heilbronn bis in den Schwarzwald ziehen ließ, und wovon besonders in unserer Gegend noch sehr deutliche Spuren sich finden. Im August 1696 arbeiteten 4000 Mann schwäbischer Kreistruppen daran zwischen Dürrmenz und Sternenfels.

Vom Jahr 1699 an wurden die verwüsteten Gegenden des Amtes mit Waldensern besetzt (s. Groß-Villars und die andern Orte; vergl. F. C. v. Moser, Actenmäßige Geschichte der Waldenser. Zürich 1798. A. Keller, Kurzer Abriß der Geschichte der Wirtembergischen Waldenser. 1796. [Klüber.] Übersicht der Wanderungen und Niederlassungen französischer, savoyischer und niederländischer Religionsflüchtlinge. Karlsruhe 1854).

Aus dem spanischen Erbfolgekrieg ist nur von Durchmärschen berichtet.

Am 10. Juni 1704 zogen von den gegen Frankreich verbündeten Truppen über Maulbronn, am 20. Sept. über Illingen. Im Mai 1705 zogen die württembergischen Truppen durch das Amt an den Rhein. Am 26. Mai 1707 vereinigten sich der Markgraf von Baden und der Herzog von Württemberg bei Mühlacker. Am 5. Juni waren die Franzosen unter Villars bei Illingen und lagerten am 2. Juli auf ihrem Rückzug abermals daselbst.

1732 mußte im Kloster wegen von Seiten der Gauner ergangener Drohbriefe gewacht werden.

Der polnische Erbfolgekrieg führte neue Drangsale herbei. Nach dem 13. Mai 1734 plünderten 4 Regimenter Franzosen in Knittlingen, Groß- und Klein-Villars und Ölbronn. Eine Abtheilung kam auch nach Maulbronn. Hier aber fanden sie das Thor verschlossen, die Brücke aufgezogen und die Bewohner in Bereitschaft, mit Hilfe einer Schutzwache, Gewalt durch Gewalt zu vertreiben, weßhalb sie sich zurückzogen. Die Schutzwachen von beiden Seiten kosteten viel Geld und Naturalien, und durch Fouragieren wurde großer Schaden gethan. Zur Abweisung der deutschen Fouragiers richtete man Schlagbäume und Säulen mit dem herrschaftlichen Wappen auf.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)