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Unter den Namen dieser Heiligen waren ihre Bilder, Christus selbst am Kreuze dargestellt, neben ihm Maria und Johannes. Die Glocke wurde 1832, weil sie zersprungen war, von Neubert in Ludwigsburg umgegossen und darauf der Vers aus Schillers Lied von der Glocke gesetzt: Nur ewigen und ernsten Dingen, u. s. f.

Die mittlere Glocke hatte die Inschrift: Die Vesper Glock heiß ich. Peter zur Glocken zu Spier gos mich. Anno Dni MCCCCCVI Jar. Auch sie wurde umgegossen von Neubert in Ludwigsburg 1804.

Die kleinste und älteste Glocke hat in schöner Majuskelschrift:

Cunrat Fuldensis nos fecit. Virgo perennis
Signa tue laudis audis nec viscera claudis.
Johannes. Lucas. Marcus. Matheus. Adonay.

Nördlich an die Kirche stößt das eigentliche Klostergebäude mit dem großen Kreuzgang, einem Quadrate von 132′ Seitenlänge, während eine Seite des Kreuzgartens 95′ mißt, was genau die innere Länge des Sommerrefektoriums ausmacht. Man muß wohl annehmen, daß der nun stehende Kreuzgang nicht ganz der ursprüngliche ist, denn an der (gegen Osten schauenden) Rückwand des westlichen Flügels, die zugleich die Umfassungswand des Kellers und des Laienrefektoriums, zieht sich unten jener hohe romanische Sockel hin, der auf der andern Seite, d. h. an der Klosterfassade, die Jahreszahl 1201 trägt; ferner erblickt man eben an jener Rückwand eine Reihe von weiten gespitzten Entlastungsbögen, und darunter sieht man kurze Stützen weggespitzt, so daß sich ein auf niedrigen Stützen ruhender weitgesprengter Hallengang vermuthen läßt. Er zog sich nur an Einer Seite hin, denn an der Nordwand der Kirche findet man keine Spuren. Als aber mit dem fortschreitenden dreizehnten Jahrhundert ein unwiderstehlicher Baugeist die Menschen ergriff, begann man gleichzeitig mit noch anderen herrlichen hiesigen Bauten, namentlich mit dem Paradiese und dem Sommerrefektorium, den an die Kirche stoßenden Theil, sowie den gegenüberliegenden samt der Brunnenkapelle. Alles Übrige des Kreuzganges zeigt spätere Formen.

Prachtvoll ist nun dieser südliche, ganz im Stil des Paradieses gehaltene, vielleicht von demselben Baumeister ausgeführte Theil des Kreuzganges, 16′ breit, 20′ hoch, mit seinen starken sechskappigen Rippengewölben, der Menge der herrlich kapitellirten Säulen, (die Zahl der Säulen dieses Flügels beträgt 140), und den hohen gedoppelten Bogenfenstern; diese, von gewirtelten Säulen umrahmt, füllen den Raum zwischen den ganz wie am Paradies gestalteten Strebepfeilern vollkommen aus und bilden eine Schauseite, die an strenger Schönheit und reizender Anordnung ihres Gleichen sucht. Die wohlprofilirten Bögen der Fenster sind schwach zugespitzt und reichen bis an das Konsolenkranzgesimse, das dem des Paradieses gleich und auch an seinen hübschen Konsolen mit Halbmonden geziert ist. An der inneren Seite der Umfassungswand tragen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)