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rechts (südlich) an der Klostermauer die 1813 abgebrochene Kapelle zur heil. Dreieinigkeit, von der noch die unteren Theile von zwei eingeschrägten Fenstern und schwache Spuren ehemaliger Wandmalereien sichtbar sind. Sie war schon 1328[1] im Gebrauch; eine spätere, an ihr angebrachte Inschrift lautete: Anno Domini 1480 sub Domino Johanne Riescher de Laudenburg; ohne Zweifel wurde sie unter diesem Abt renovirt.

Links (nördlich) beim Eintritt in den Klosterhof steht die Apotheke, welche 1767 in einem Theil der ehemaligen Klosterwagnerei, von der man 60′ in der Länge benützte, eingerichtet wurde; sie enthält in ihrer massiven Giebelseite noch drei, aus der Übergangsperiode stammende schlanke Spitzbogenfenster.

An die Apotheke grenzt gegen Osten ein kleiner Anbau, der nach den an ihm befindlichen zugemauerten Pfeilerarkaden und den Steinmetzzeichen der romanischen Bauzeit angehört und dessen ursprüngliche Bestimmung aber nicht mehr enträthselt werden kann. An diesen Anbau, gleichsam mit demselben verbunden, stößt das ehemalige Meßpriesterhaus, jetzt Wohnung des Kameralamtsdieners, ein reizendes romanisches Gebäude, das noch an der östlichen Giebelseite und an der nördlichen Langseite romanische Rundbogenfenster enthält, während ähnliche an der südlichen Langseite in geradlinige Fenster verändert wurden.

An der Nordseite des Gebäudes erhebt sich in Form eines niedlichen romanischen Thürmchens ein Kamin mit schlanken rundbogigen fensterähnlichen Öffnungen, die unter dem steinernen Spitzhelm herumziehen und dem Rauch den Ausgang gestatten. Das Kamin beginnt im unteren Stockwerk des Hauses mit einem schön gearbeiteten romanischen Kaminschos, an dem auch das Wappen der Herren von Magenheim angebracht ist. Das Gebäude steht im Staatseigenthum.

Wir setzen unseren Weg im Innern des Klosterhofes, und zwar an der Westseite desselben fort, wo wir im Rücken der Apotheke noch den Rest der ehemaligen Klosterwagnerei treffen, unter der sich der sog. Eilfinger Keller befindet. Das ganz massive uralte Gebäude zeigt noch auf der dem Klosterhof zugekehrten Seite den ehemaligen, jetzt zugemauerten romanischen Rundbogeneingang. Eigenthum des Staats.

An die Wagnerei stößt die ehemalige Klosterschmiede, ein dreistockiges Holzgebäude mit steinernem Unterstock, an dem sich ein spitzbogiges Pförtchen erhalten hat.

Nach der Schmiede folgen in gleicher Flucht zwei alte aus Buckelquadern erbaute Ökonomiegebäude; von dem der Schmiede


  1. Den 25. Junius 1328 stiftete der Priester Kunrad von Aldingen 56 Pfund Heller Jahreszins für zwei Weltpriester in der Kapelle zur heil. Dreieinigkeit am Thor in Maulbronn und zu einem Jahrstag für ihn selbst.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)