Seite:OAMaulbronn0167.jpg

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enthält eine achteckige Säule, an deren Kapitell eine Rosette und ein bärtiger Kopf angebracht sind. Zunächst dabei steht die ehemalige Speißmeisterei, jetzt in Privathänden.

Wir gelangen nun zu den eigentlichen Klostergebäuden (s. hier. oben) und haben hier nur noch zu bemerken, daß die oberen Räume des Klosters zu Wohnungen für Professoren, Repetenten, Seminaristen und für Hörsäle, Bibliothek etc. eingerichtet sind. Über dem ehemaligen Laienrefectorium an der nordwestlichen Ecke des Klosters wurde im Jahr 1831 das Oberamtsgericht mit der Wohnung des Oberamtsrichters hergestellt. Zunächst dabei steht ein neueres Gebäude, welches von dem Kloster gegen Westen hinausragt und in seinem untern Stockwerk den Speisesaal für die Seminaristen, im oberen die Wohnung eines Professors enthält; an seiner Treppe ist ein spätgothisches Steingeländer, entnommen einer Wendeltreppe, die vom Laienrefektorium hinauf zum Winterspeisesaal führte und 1515 gebaut wurde.

Hinter (nordöstlich) dem Kloster steht frei, dem Herrenhaus gegenüber, das ehemalige 1588 erbaute herzogliche Schloß, jetzt Oberamtei und Wohnung des Oberamtmanns, ein zweistockiges, auf den Giebelseiten vierstockiges, im einfachen Renaissancestil gehaltenes Gebäude, das an den beiden Ecken der Vorderseite von runden Thürmchen, deren spitze Dächer über das Hausdach hinausreichen, flankirt wird; überdies ist in der Mitte des Gebäudes, an der Vorderseite ein schlanker, thürmchenähnlicher Aufbau mit Renaissancebedachung angebracht. Über dem wohlverzierten Eingang steht die Inschrift: Mandato illustriss. princip. D. Ludovici ducis a Wirtemberg erecta est haec domus sub abbate Jacobo Schroppfio Vaihingensi anno 1588. Oben an der östlichen Giebelwand: Hans Marx Neifer Verwalter alhie anno 1588. Die gleiche Jahreszahl steht auch an der nordöstlichen Ecke und über der Thüre in das Arbeitszimmer des Oberamtmanns. Das Gebäude ist Eigenthum des Staats. Eine Mauer des ehemaligen Klosterzwingers, jetzt Oberamteigartens, enthält das gut gearbeitete herzogl. Württemb. Wappen mit der Jahrszahl 1562.

Von hier hinüber an die östliche Klostermauer treffen wir das ehemalige Pfründhaus, als nosodocheum, in welchem arme Kranke wohl auch praebendarii (Pfründner) Aufnahme und Pflege fanden, 1430 von Abt Johann II. erbaut. Das großartige, dreistockige, übrigens sehr vernachläßigte Gebäude zeigt einen sehr reichen Holzbau mit vorstoßenden Stockwerken und steinernem Unterstock; es enthält neben Privatwohnungen im Erdgeschoß noch eine Badeinrichtung. Innerhalb des Gebäudes führt eine schön gehaltene gothische Thüre in den Keller. Das Gebäude ist jetzt in Privathänden und wird von mehreren Familien bewohnt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)