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Rohrbach sein Lager daselbst. Ein dritter Schwarm kam um dieselbe Zeit von Gundelsheim her. Die Folge von allem war, daß die Abtei sich eines Theils ihrer Güter – wohl bis zum Werth von 30.000 fl. – entäußern mußte. 1

Nach H. Ulrichs Rückkehr im Jahr 1534 gieng sein ganzes Bestreben darauf, Maulbronn völlig an sich zu bringen und die Reformation in demselben, sowie in den Amtsorten einzuführen. In den letzteren gelang dies unschwer, so daß 1547 aus dem Bezirk von Maulbronn und Derdingen ein evangelisches Dekanat gemacht werden konnte. Doch wurden erst 1551 die letzten Pfarreien Zaisersweiher und Lienzingen, deren Patronat Stift Sinsheim hatte, mit evangelischen Pfarrern besetzt. Dagegen wehrte sich das Kloster selbst verzweifelt gegen jene Versuche und wurde darin vom Reichskammergericht, sowie von Erzherzog Ferdinand trotz eines ihm 1542 von Ulrich übersendeten Wagens mit Elfinger Wein, unterstützt, doch ohne von jenem die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit erlangen zu können. Der Abt, dem Ulrich die Hälfte seines Einkommens abverlangte, floh mit den Kostbarkeiten nach Speier. Der Herzog besetzte das Kloster und ließ inventiren. Eine kleine Partei der Mönche war für ihn. Einige traten aus und wurden mit Leibgedingen abgefertigt. 1535 befahl er den der Reformation abholden Mönchen seines Landes, sich in Maulbronn zu sammeln, und setzte ihnen in dem Conventualen Conrad Weis einen Lesemeister der heiligen Schrift. 1537 (Urk. vom 28. Sept. d. J.) verlegte der Abt das Kloster nach Päris. Aber nach dem schmalkaldischen Krieg, 6. August 1548, befahl K. Karl V. dem Herzog, die alte Ordnung wieder herstellen zu lassen, der Abt kehrte zurück, und der in diesem Jahr eingetretene Conventuale Jakob Schropp von Vaihingen mußte das Kloster räumen, weil er bei Mondschein in der deutschen Bibel gelesen hatte. Neue Verhandlungen führten zu keinem Ziel, und erst unter H. Christof wurde 22. Jan. 1551 der Abt durch den Kaiser mit jenem verglichen. H. Christof verfuhr schonend, bis ihm der Augsburger Religionsfriede das Recht zur Reformation gab. 29. Juli 1557 wurde ein derselben geneigter Abt gewählt, und am 19. Jan. 1558 machte er den Valentin Vannius von Beilstein, der schon bald nach dem Bauernkrieg als Mönch in Maulbronn zur lutherischen Lehre übergetreten war, zum ersten evangelischen Abt und Generalsuperintendenten daselbst und verwandelte um diese Zeit das Kloster in eine evangelische Klosterschule. (Die innere Geschichte dieser als theologisches Seminar noch heute bestehenden Anstalt findet sich mit Angabe der Quellen in einem Maulbronner Programm des Ephorus Bäumlein von 1859, wo auch die Klosterverwaltung unter den evangelischen Prälaten geschildert ist. Die Namen der letzteren bis 1774 gibt Sattler Topogr. S. 550.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)