Seite:OAMaulbronn0184.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bewässerung und Entwässerung der Gegend dienten. Das Lagerbuch des Klosters von 1572 führt ihrer auf Maulbronner Markung 137 Morgen, dazu noch in der Nähe weitere 27 an. Gärten enthielt die Markung 83 Morgen, außer dem Zwinger, darunter besonders Nußgärten, und im Schatten der Abtei 3 kleine Gärtlein zu Arzneikräutern. Für den Absatz ihrer Produkte waren den Mönchen ihre Höfe in Heilbronn, Stuttgart und Speier sehr förderlich; auf dem Rhein durften sie seit 1299 jährlich ein Schiff, mit Wein, Weizen und anderem beladen, zollfrei zu Thal und Berg führen. Auch das Gewerbe muß im 15. Jahrhundert in Maulbronn geblüht haben, wenn gleich die Beschreibung davon, die Felix Hämmerlin dem Abt Berthold III. in den Mund legt, und die eine Menge nöthiger und unnöthiger Beschäftigungen aufführt, sehr übertrieben scheint. – Am glänzendsten aber stehen heute noch die durch ein günstiges Geschick fast völlig erhaltenen Denkmäler der Baukunst in Maulbronn da, und es kann sich an Bedeutung derselben kein Kloster diesseits der Alpen mit dem unsrigen messen. – Dagegen tritt die Wissenschaft sehr zurück. Wohl hatte schon B. Günther der Abtei die nöthigsten Bücher geschenkt; aber erst an der Grenze des 15. und 16. Jahrhunderts wird die Errichtung einer förmlichen Bibliothek erwähnt. Im 15. Jahrhundert zuerst werden Äbte von gelehrter Bildung angeführt, und nur ein einziger gelehrter Mönch kommt vor, Leontorius, geb. zu Leonberg 1460, ein Schüler und Freund Reuchlins, Herausgeber des Bibelwerks von Nikolaus a Lyra. – Im übrigen beweist die Fertigkeit in leoninischen Versen, die sich vom 14. Jahrhundert an reichlich im Kloster finden, doch eine gewisse literarische Betriebsamkeit der Mönche. – Noch einen berühmten gelehrten Namen, welcher freilich fast nur eben ein Name ist, verknüpft die Sage mit Maulbronn, den des Schwarzkünstlers Johannes Faust, der, unzweifelhaft in Knittlingen geboren, um 1516 bei Abt Entenfuß hier gewesen sein soll, vermuthlich um ihm Gold zu machen. Die Sage, welche Sattler Topogr. 549 auf „gute Nachrichten“ zurückführt, und die sich in einem Äbteverzeichnisse auf dem Archiv zu Stuttgart aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts findet, hat nichts Unwahrscheinliches, während die Localitäten in Maulbronn, die Fausts Namen tragen, der Faustthurm, die Faustküche und das Faustloch, wohl erst später auf ihn bezogen worden sind. 1

Von Rechtsalterthümern des Klosters ist Folgendes bekannt. Es war nach der Urkunde K. Karls IV. vom 25. Okt. 1376 von jeder weltlichen Gerichtsbarkeit, als der des Kaisers und Königs, gefreit. Der Abt war Gerichtsherr in Illingen, Lienzingen, Ötisheim und Mühlhausen und bildete die zweite Instanz. In Weißach hatte er das Wildfangsrecht; hier und in Ölbronn wurde von einer jeden Person, die dem Kloster leibeigen war, der jedesmalige Werth

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)