Seite:OAMaulbronn0272.jpg

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Probst Lenz gestiftet sind zur Anschaffung von Kleidungsstücken für Unbemittelte; die übrigen Zinse werden nach dem Willen der Stifter, theils in Brod, theils in Geld an Arme ausgetheilt.

Von Überresten aus grauer Vorzeit haben wir anzuführen: eine römische Straße, die unter dem Namen Hohe Straße von Ötisheim gegen Kieselbronn und weiter nach Pforzheim führt; an ihr kommt südlich von Ötisheim der Flurname Kalkofen vor, man fand hier schon Gebäudespuren, die vielleicht römischen Ursprungs gewesen sind, was um so mehr zu vermuthen ist, weil die Benennung Kalkofen öfters Stellen zukommt, auf denen römische Gebäude standen; auch die Volkssage, daß der Ort früher größer gewesen und der Erlenbach mitten durch denselben gelaufen sei, unterstützt diese Vermuthung. Überdies ist man in den Krautgärten bei Ötisheim schon auf Grundmauern, Pflaster, Backsteine, Gefässefragmente und Ziegel gestoßen, welch letztere nach der Beschreibung römische waren, so daß man fast mit Gewißheit annehmen darf, bei Ötisheim sei eine römische Niederlassung gestanden, wozu sich auch dieser Punkt vortrefflich eignete.

Etwa 1/2 Stunde südwestlich von Ötisheim stand unfern der Landesgrenze und der oben angeführten Hohen Straße der längst abgegangene Ort Thalfingen (Dalfingen), der vermuthlich auf einen ehemaligen Römerort gegründet wurde. In der Nähe von Corrès entdeckte man entschiedene Überreste eines römischen Wohnplatzes; man fand dort Grundmauern, römische Ziegel, Bruchstücke von römischen Gefässen, Heizröhren etc.

Aus altgermanischer Periode kommen Grabhügel vor, in dem 1/2 Stunde nordwestlich gelegenen Gemeindewald Schanzhau 2, in dem Staatswald Hirschwald 1/4 Stunde westlich vom Ort 2, und bei Corrès 1. Ferner wurden bei Erlenbach Reihengräber aus der fränkischen Periode entdeckt, die außer den menschlichen Skeletten Waffen, Gefässe etc. enthielten. Südöstlich von Ötisheim kommt der Flurname Kolbenhausen vor, was auf einen abgegangenen Ort hindeutet. Aus allem geht hervor, daß die Gegend zunächst um Ötisheim schon in den frühesten Zeiten bewohnt war.

Bei Anlage der Eisenbahn im Jahr 1851 wurde zwischen Maulbronn und Ötisheim von einem Arbeiter ein Topf ausgegraben, in welchem sich verschiedene Silbermünzen mit den Jahreszahlen von 1674 bis 1684 befanden.

Noch ist die sog. Ulmerschanze, die an der Landesgrenze im Schanzhau gut sichtbar hinzieht, zu erwähnen.

Ötisheim heißt ursprünglich Autinesheim, 1236 Outensheim, 1312 Othenshein, 1356 Oetinsheim, 1370 Oettishein.

Kl. Weißenburg bekommt hier Güter 756 (Trad. Wiz. 211), Kl. Lorsch seit 775 (Cod. Laur. II. 441–448).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)