Seite:OANeckarsulm0048.jpg

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von der Höhe hoch herabschaut, vorbei an dem wohlerhaltenen Thalschloß, und nachdem wir die stattliche Kocherbrücke überschritten, treten wir in das weite Becken, in welchem zu Anfang dieses Jahrhunderts erst der ganze Komplex der kohlengeschwärzten Gebäude erstand, durch welchen uns unser Weg nach Jagstfeld führt, die Saline Friedrichshall. Wenn wir in Jagstfeld in der rebenbewachsenen Laube auf der Terrasse des Badhotels Rast halten und uns zur weiteren Wanderung stärken, so bietet sich ein Landschaftsbild dar, wie es reizender kaum irgendwo die Neckargegend aufweist: drüben über dem rauschenden Fluß, der unter uns hinzieht und den die schön konstruirte eiserne Eisenbahnbrücke in kühnen Bögen überspannt, erscheint die herrliche Kirche von Wimpfen im Thal, dahinter die pittoresken Thürme, Mauern und Häuser der hoch an dem Berge hangenden alten Reichsstadt, eine ganz einzige glückliche Vereinigung landschaftlichen Reizes und architektonischer Kunst.

Von Jagstfeld führt uns die neue Eisenbahn dem westlichen Saum der sich nach Osten dehnenden krummen Ebene entlang, das Bad Offenau und seine Saline links lassend, durch leichte Terrainwellen zu dem am tiefsten liegenden württembergischen Städtchen Gundelsheim, mit der dasselbe beherrschenden alten Deutschordensfeste Horneck. Ein Stück Mittelalter tritt uns hier in den zum Theil noch gut erhaltenen Mauern und Zinnen, in den eigenartigen Rundthürmen mit vorgekragter oberer Hälfte, entgegen; malerisch hebt sich droben das alte eupheuumrankte Schloß, mit seinen alterthümlichen Thürmen und Mauern, die von unten gesehen wie halbausgebrochene Zähne hinein in die Lüfte ragen. Während wir von Süden her durch das den Berg hinauf liegende Städtchen in mäßiger Steigung die Burg gewinnen, ist sie in jähem Absturz gegen Norden und Westen abgeschlossen; der westliche Hang mit Reben bepflanzt, am nördlichen ragen schlanke Tannen empor. – Jenseits der tiefen Schlucht, im Norden der „Schindersklinge“, gewinnen wir in mühsamem Aufstieg durch die sommerlichen mittäglichen Halden des „Himmelreichs“ die letzte nördlichste württembergische Höhe am Neckar, westlich vorragend in die große, vom Neckar bei Böttingen gebildete Schleife. Tief unter uns hat das Dampfroß sich seinen Weg gebahnt durch den Bauch des Berges, auf dessen Höhe wir zu einer alten Kapelle des Satanüberwinders, des h. Michael, gelangen. Meldete auch nicht ausdrücklich die Sage, der Name Michael beweist es uns schon, daß hier an

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0048.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)