Seite:OANeckarsulm0188.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.


1. Politischer Zustand.

Wenn nicht die uralten, vielleicht keltischen Namen mehrerer Flüsse des Bezirks, besonders Sulm und Jagst, so doch die Grabhügel mit ihrem Inhalt (s. u. 4) weisen auf eine Bewohnerschaft in vorrömischer Zeit. Deutlichere Spuren, Denkzeichen ihrer Herrschaft und Kultur, haben die Römer zurückgelassen (s. 4). Straßen, der große Grenzwall, nicht wenige Niederlassungen, eine Grenzgarnisonsstadt – Jagsthausen – nebst vielen Einzelfunden aller Art zeugen noch, mit dem alten Hanßelmann zu reden, davon, wie weit der Römer Macht in den mit verschiedenen deutschen Völkern geführten Kriegen auch in unsere Lande eingedrungen ist. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts rißen die Alemannen, welche den Grenzwall durchbrochen hatten, und im Beginn des fünften die Franken die Herrschaft an sich. „Über den Zustand des fränkisch gewordenen Landstrichs, über die öffentlichen und bürgerlichen Rechtsverhältnisse seiner Bewohner hat uns die Geschichte der Merowingischen Zeit keine besondere Kunde aufbewahrt“. (Stälin, Wirt. Gesch. 1, 221). Nur die alten Markgenossenschafts-Verhältnisse, die wir in Binswangen und Erlenbach, und umfangreicher in Kocherthürn, Bürg und Gochsen (s. Ortsbeschreibung) bis fast in unsere Tage herein finden, sind vielleicht Überreste aus jener Jugendzeit unseres Bezirks. Auch im Gerichtswesen gemahnt Manches an uralte Zeiten: das Rechtsprechen unter den Ulmbäumen in Sulm, unter der großen Linde in Neuenstadt, die Möckmühler Cent u. A. (s. bei diesen Städten). Allmählich verschaffen uns spärliche Bisthums- und Kloster-Urkunden der Karolingischen Zeit wenigstens ein Bild der alten Gaueintheilung der Gegend (Stälin 1, 318. 322). Hiernach lagen im Jagstgau die Orte: Jagstfeld, Griesheim, Züttlingen, Möckmühl, Roigheim, Widdern; im Neckargau und dessen Untergauen oder Centen, Sulmanach- und Weingarteibagau: Neckarsulm, Gundelsheim, Böttingen, Offenau, Tiefenbach, Duttenberg, Bachenau; im Brettachgau der abgegangene Ort Helmbund. Ob die 1054 genannte Grafschaft

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)