Seite:OANeckarsulm0202.jpg

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wurde, zog mit 2000 Reitern und großem Fußvolk bis Wimpfen heran, wo zwei Ganerben von Widdern bei ihm eintrafen und, wie er nach Würzburg schrieb, ihm meldeten, wenn er den Berg bei Widdern nicht mit 3000 Mann, auch Stadt und Schloß entsprechend besetze, können sie letzteres nicht halten. Angesichts der Übermacht der Belagerer, obwohl, wie es scheint, der Markgraf verspätet eintraf, flohen auch die übrigen Ganerben; in den letzten Tagen des Juni wurde das Städtchen mit dem Schloß ohne Widerstand eingenommen und ersteres niedergebrannt, letzteres geschleift. Auf dem Heimweg stieß Graf Ulrich am 1. Juli auf den Pfalzgrafen; nur ein kleiner Bach – man vermuthet die Sulm – trennte beide Theile. Die Wirtemberger errichteten eiligst in großer Hitze, bei welcher viele erstickten, eine Wagenburg und es kam schon zu kleinen Scharmützeln. Da machten den Pfalzgrafen seine Räthe aufmerksam, daß er dem Gegner noch keinen Absagebrief zugeschickt habe, und dieser zog unbehelligt nach Hause. (Stälin, 3, 506 ff., mit Benützung einiger neueren Mittheilungen von Menzel in Quellen und Erört. 2. Kern in Nürnb. Chron. 2.) Im Frühjahr 1460 kam es endlich auch zwischen dem Wirtemberger und dem Pfälzer zum offenen Kampf, welcher dadurch auch in unsern Bezirk hereingriff, daß des Pfalzgrafen Schwägerin Margarete von Savoien, Graf Ulrichs dritte Gemahlin, nach dessen unglücklichem Feldzug, um seiner Haft in Heidelberg entlassen zu werden, 1463 auf ihr Widum verzichten mußte, welches ihr vom Pfalzgrafen auf Löwenstein und Möckmühl, sowie den Zehnten in Heilbronn angewiesen war. (Stälin 3,544.)

Das folgende Jahrhundert nöthigte auch unserem Bezirk lebhafte Betheiligung an den von und gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg geführten Kriegen auf, welche gerade in der Kocher- und Jagstgegend dauernde Herrschaftsveränderungen zur Folge hatten; auch blieben die Bezirksangehörigen in der Theilnahme an den revolutionären Bewegungen der Jahre 1514 und 1525 nicht zurück. Das mittelalterliche Ritterthum aber, wie es stets fehde- und beutelustig, auch in die neue Zeit hinüber die Selbsthilfe der staatlichen und geistlichen Ordnung, das abenteuernde Ausziehen der friedlichen Beschäftigung daheim vorzog, stellt sich in einem klassisch gewordenen Beispiel an einem Angehörigen unseres Bezirks, Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, dar. Hier nur ein Stücklein, das ganz auf unserem Boden spielt (s. auch unten Jagsthausen).

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)