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wiederholt durch unsere Gegend, das erstemal im Spätherbst 1759 unter des Herzogs eigener Führung vom Lager in Oßweil über Heilbronn und Möckmühl an den Main (Pfister, Denkwürdigkeiten 201.) Dann am 5. August 1760 rücken 200 Husaren mit 150 Pferden, weil man sie nicht in Güte einnehmen wollen, mit Gewalt in Neckarsulm ein. Es war das von dem Obristwachtmeister von Glasenapp in den Niederlanden errichtete Freikorps, welches am 28. Juli einem von dem Herzogl. Württemb. Corps d’Armée in Heilbronn bezogenen Lager sich hätte anschließen sollen, aber zu spät kam, weil es unterwegs Mühe gehabt, Verpflegung zu finden. Am 6. August zog das Korps nach Weinsberg, am 8. folgte es dem Hauptkorps durch das Hohenlohische gegen Schweinfurt etc. (St.A.)

Erinnerungen an die Napoleonische Zeit hat der Bezirk Neckarsulm neben den allerorten sich erhaltenden und abgesehen von den großen Herrschafts-Veränderungen, welche dieselbe auch hier herbeigeführt hat, mehrere besondere.

Nachdem am 28. August 1799 General Ney Heilbronn besetzt hatte, wurde am 8. September auch Gundelsheim, in welchem Österreicher lagen, von den Franzosen genommen. Aber wegen des Vorrückens der Österreicher unter Erzherzog Karl von Süden her mußte Ney Heilbronn verlassen. Auch eine am 7. September bei Wimpfen über den Neckar gegangene Abtheilung Franzosen, welche über Jagstfeld, Kochendorf und Neckarsulm gegen Heilbronn vorgerückt war, mußte am 9. auf demselben Wege zurückkehren. In Kochendorf nahm sie den Amtmann und zwei Bürger mit, die sich mit 1500 Gulden auslösen mußten. In Jagstfeld verlangten sie 3000 Francs und drei Pferde und in Bonfeld mußte ein mitgeführter Bürger mit 440 Gulden ausgelöst werden. Nun wurde aber in den benachbarten Orten die Sturmglocke geläutet, die Bauern griffen zur Wehr und sammelten sich, 4000 an der Zahl, unter dem Deutschordens-Komthur von Rabenau, am Walde bei Offenau, worauf sich die Franzosen, unterwegs in Jagstfeld 20 Louisd’or und drei Pferde erpressend, über Wimpfen zurückzogen. Aber schon im Oktober, als die Hauptmacht der Österreicher veranlaßt war, den Russen in der Schweiz näher zu rücken, kamen die Franzosen aufs neue an den Neckar und versäumten nicht, in der kurzen Zeit, welche die Österreicher und Württemberger ihnen hier zu weilen vergönnten, viel Geld zu erpressen. Am 3. November verlangten sie in Neckarsulm 40.000 Fr., 500 Paar Schuhe, 500 Ellen grünes und blaues Tuch; es wurde aber auf 7000 Gulden abgehandelt. Im Juli 1800 bewirkten Napoleons Erfolge in Italien den Rückzug der Österreicher aus unserem Lande, die Franzosen waren die Herren desselben und legten unerhörte Lasten auf. An der vom Deutschmeisterthum geforderten Summe traf es die Stadt Neckarsulm allein 10.290, an den Umlagen des Amtes Horneck für Requisitionen u. drgl. 40.924 Gulden.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)