Seite:OANeckarsulm0245.jpg

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Hauptaltar, einen an die Stelle des alten zopfigen, theilweise anderweitig verwendeten Hochaltars 1878 stilvoll und geschmackvoll gebauten Altar (von Hausch und Bayer in Horb) im spätromanischen Stil mit gothischer Ornamentirung. Über dem Tabernakel die Kreuzigungsgruppe; die Hauptfiguren stellen den Patron Dionysius und St. Kilian dar; diesen entsprechend ist rechts Martinus und Bonifazius, links Elisabeth und Georg, ganz oben St. Aloisius. Die Decke des Chors stellt den gestirnten Himmel dar.

Der Thurm erhebt sich viereckig an der nordöstlichen Ecke des Schiffs in 3 Stockwerken; an den 4 Ecken zeigt er unten dorische, in der Mitte jonische, oben korinthische Pilaster. Das oberste Geschoß ist zurückgesetzt und hat abgeschrägte Ecken; über dem zweiten ist eine Galerie, oben eine schiefergedeckte Kuppel, darüber eine Laterne; der Thurm ist 172′ hoch und 28′ breit. Wie die an ihm angebrachte Jahreszahl zeigt, ist er später gebaut als die Kirche, nämlich 1757, zum Theil von Steinen der Burg auf dem Scheuerberg. Besteigbar ist er durch ein im Süden angebautes, bis zur halben Höhe des untersten Geschosses reichendes Schneckenthürmchen. Neben diesem finden wir an der Südseite eine reiche zopfige Renaissancethüre zur Sakristei führend mit Halbsäulen und Zopfgiebel, mit Nische und einer Heiligenfigur.

Glocken befinden sich auf dem Thurm 4 mit folgenden Inschriften: 1. Lucas Speck in Heidelberg goß mich auf Neckarsulm. 1801. St. Sebastianus Martyr. (die größte). 2. St. Elisabetha 1681. 3. Lucas Speck in Heidelberg goß mich auf Neckarsulm 1801. St. Carolus Episcopus. 4. Gegossen von L. Neubert in Ludwigsburg.

Die Baupflicht an der Kirche hat die Stiftung, am Thurm die Gemeinde, welch letztere ihn seiner Zeit (1770) auch ausbaute von 3500 Gulden rückständigen Quartiergeldern, auf welche die Bürgerschaft zu diesem Zweck verzichtete. Auch leistete sie zum Bau freiwillige Handarbeit und Steinfuhren.

An den Mauern des die Kirche umgebenden früheren Kirchhofs befinden sich im Osten und Westen verschiedene eingemauerte Grabsteine, die aber zum größten Theil verwittert und unleserlich, auch wohl ohne Bedeutung sind. (Zum Theil mit Familienwappen).

Westlich von der Kirche ist der sog. Ölberg, eine von hölzernen korinthischen Säulen (vom früheren Hochaltar)

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0245.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)