Seite:OANeckarsulm0268.jpg

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eine Abschrift jenes Privilegiums mit der Bitte, sie wieder einzulassen. Der Magistrat würdigte sie keiner Antwort, verschaffte sich 1543 ein Privilegium wider die Juden und ließ dieses in allen bedeutenderen Orten, wo sich solche aufhielten, auch in Neckarsulm, verkündigen und anschlagen. (Jäger, Gesch. v. Heilbr. S. 155 ff.) Im Jahr 1650 klagte die Bürgerschaft über die vielen Juden bei der Deutschordens-Regierung (s. Reg.). Letztere muß den Befehl an die rührigen Handelsleute, jeden Handel genau schriftlich aufzusetzen, bei Geldanlehen auch die dazu gegebenen Waaren zu spezifiziren etc., öfters einschärfen. Ebenso das Verbot, im Herbst mehr Wein als die für jede Juden-Haushaltung festgesetzten 5 Fuder aufzukaufen und zu koschern, und dadurch den Weinhandel in die Hand zu bekommen. An Sonn- und Feiertagen war den Israeliten aller Handel und Wandel aufs schärfste untersagt. Häuser, welche im Besitz der Christen waren, durften sie nur ausnahmsweise erwerben. Das jährliche Schutzgeld betrug für jeden Israeliten 12 Reichsthaler. 1690 beschwerten sie sich, daß sie die Pferde zum Amtsritt stellen müssen. (S. auch Reg. 1562.)

Über das Schulwesen in der Stadt ist nicht viel überliefert. Vom Jahr 1600 an finden sich in den Kirchenbüchern immer 2 Lehrer, ein deutscher Schulmeister, magister teutonicus, und ein lateinischer, ludi magister, ludi rector, moderator, praeceptor. Um 1650 war das Schulhaus den Kapuzinern eingeräumt. 1741 und 49 wird (laut Dekretenbuch auf dem Rathhaus) der Stadt verboten, die Kinder zu früh von der Schule wegzunehmen, 1762, nachdem die Schuljugend bisher sehr vernachläßigt, jetzt aber vom Hoch- und Deutschmeister ein tüchtiges Subjekt zum praeceptor oder ludi magister bestellt worden, der Bürgerschaft ihre Pflicht gegen den Lehrer und die Schule, 1768 der Schulbesuch aufs Neue eingeschärft. 1811 war an der deutschen Schule ein Knaben- und ein Mädchenlehrer. 1814 wurde das Präzeptorat mit der Katharinakaplanei verbunden. Seit 1824 sind drei, seit 1842 vier, seit ca. 1853 fünf und seit 1880 sechs deutsche Schulstellen hier, besetzt mit vier Schulmeistern, einem Unterlehrer und einer Lehrschwester. Außerdem ist eine Realschule da und zwei Kleinkinderschulabtheilungen, welche im Sept. 1880 ein neu erbautes eigenes Gebäude bezogen haben.

Studirende aus Neckarsulm findet man erst spät: Adam Ign. Ulsamer, Jurist, 1766, und Georg Gottfr. Seltzam, Chirurg, 1775, beide in Straßburg. (Württ. Vierteljahrsh.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)