Seite:OANeckarsulm0357.jpg

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der das Schiff mit dem Chor verbindet. Die auf 3 Seiten herumlaufende Empore und die Kanzel sind ebenfalls im gothischen Stil gehalten. Neben letzterer ein Stein mit der Inschrift: Nach gründlicher Renovirung feyerlich eingeweiht am Sonntag Judica den 30. März 1879. Darüber eingehauen: Joann Eckstein derzeit Pfarrer allhie. Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn 1601. An der nördlichen Wand steht: 1601. Georg Arnoldt Schultheiß, Hans Müller der elter und Michael Kintzelmann gewesene Bawmeister dieser Kirchen allhie zu Gochßenn. Psalm 115, 55. der Herr u. s. w. Auf dem westlichen Theil der Empore steht die neue Orgel mit 18 Registern. Der Boden der Kirche ist mit Cementplatten belegt. Der im Osten im Sechseck anschließende Chor mit gothischen Fenstern enthält den Altar, auf dem ein schönes Kruzifix, aus Zink gefertigt von Pelargus in Stuttgart, steht; in ihm gehen rings Chorstühle herum. Die Sakristei befindet sich im unteren Geschoß des südlich angebauten viereckigen Thurms mit 3 Stockwerken, dessen hohes, spitziges, schiefergedecktes Dach eine kleine Windung der Seitenrippen von unten nach oben zeigt. An der Westseite des Thurmes außen (im zweiten Stockwerk) ist außer dem Namen des Werkmeisters die Zahl 1605 sichtlich, sowie weiter unten die Spuren des Dachansatzes des ursprünglichen kleinen Kirchleins. Die 3 Glocken auf dem Thurm haben folgende Inschriften: 1. Gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg. Herr M. Kerner Pfarrer (1813–26). Abel Schultheiß. – 2. Gegossen von Neubert in Ludwigsburg. 1773. 3. o rex glorie Christe veni cum pace. marcus. (ohne Jahreszahl.) – Die Unterhaltungspflicht an der Kirche hat zum Haupttheil die Gemeinde, weiterhin die Stiftung. – Das Pfarrhaus, gegenüber der Kirche, nach hinten gegen den Berg, mit der Vorderseite gegen Süden gerichtet, ist geräumig und freundlich gelegen mit anstoßendem Garten. Es ist 1772 erbaut worden; die Unterhaltungspflicht hat der Staat. – Der jetzige Begräbnisplatz, ummauert, liegt nordöstlich außerhalb des Orts und wurde 1841/42 angelegt. Das Rathhaus, höher gelegen als die Kirche, an den Berg und zum Theil in ihn hineingebaut, ist ein stattliches, starkgebautes breites Gebäude, mit Strebemauern gegen Süden; es enthält unten noch gewölbte Räume und eine Wendeltreppe und soll das frühere Schloß der Ortsherren (s. u.) gewesen sein. Die Zeit seiner Erbauung ist unbekannt. Es enthält im oberen Stock (seit 1811) die beiden Lokale der Volksschule, an welcher

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0357.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)