Seite:OANeckarsulm0370.jpg

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Der neuere Begräbnisplatz, ganz ummauert und seit 1878 vergrößert, liegt ziemlich entfernt von der Stadt gegen Süden. Auf ihm steht ein altes Kirchlein, die St. Georgskapelle, mit der Jahrszahl 1472 und dem Zeichen des Baumeisters; sie soll früher die Pfarrkirche gewesen sein. Das einfache Schiff scheint aus früherer Zeit, aber später verändert; es enthält an der Westseite eine Thüre mit Kleeblatt im frühgothischen Stil und auf dem Westgiebel ein schönes steinernes Lilienkreuz. Der etwas erhöhte Chor gegen Osten mit steilem Ziegeldach, das höher ist als das des Schiffs, oben mit Glockenthürmchen, enthält den Hochaltar und hat 3 gothische Fenster mit Fischblasenmaßwerk. Zwei dieser Fenster zeigen beachtenswerthe alte Glasmalerei: auf dem südöstlichen erblickt man die hl. Cäcilia mit der Harfe in blauem Kleid und rothem Mantel, daneben eine zweite Heilige, gekrönt in rothem Kleid und gelbem Mantel, in der Rechten einen Kranz haltend, in der linken eine weiße Schale mit rother Flamme. Das andere Fenster ist dekorativ bemalt und zeigt weiße Traubenblätter mit gelben Trauben. Die jetzige Decke ist flach getäfert, doch finden sich an den Seitenwänden noch die Ansätze der Gurten des früheren Gewölbes. Außen an den Wänden der Kapelle sind verschiedene Grabsteine von Gundelsheimer Bürgern aufgestellt; darunter der Grabstein des früheren Deutschorden’schen Sekretärs und württembergischen Schultheißen Malzacher 1805–1829 und der Denkstein eines am 9. Aug. 1870 bei Lichtenberg gefallenen Soldaten Zimmermann vom 1. Jägerbataillon. Ebenfalls außen an der Kirche ein Stein mit Inschrift: Als man zahlte das 75. Jahr / wurde ich nemlichen auch gewahr / daß des bitteren Todesgefahr nicht wolle verschonen meines 67. Jahrs, / mußte dahiero ich Georgius Franz / den 8. 8bris gleich andern zum Todesdantz / Schultheiß war ich allhier 25 Jahre, der liebe Gott meine Selle bewahre und gebe entlichen darzu allen Christgläubigen die ewige Ruhe. heit an mir Morgen an dir. – Die Glocke auf dem Glockenthürmchen hat die Aufschrift: anno 1783 goß mich Benedict und Georg Schneidewind in Frankfurth. An der Nordwand des Chors ein guter steinerner Kruzifixus aus dem vorigen Jahrhundert.

Eine weitere Kapelle, die Kreuzkapelle, stand früher an der nach Neckarzimmern führenden Straße, am nordwestlichen Ende der Stadt vor dem Neckarthor, steht aber jetzt im Nordosten der Stadt bei der nach Tiefenbach führenden Straße auf dem Kalvarienberg. Der Weg hinauf geht zum Theil etwas steil, doch

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0370.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)