Seite:OANeckarsulm0374.jpg

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ist Sitz eines K. Revieramtes, hat einen praktischen Arzt und eine Apotheke.

Die Vermögensverhältnisse sind im allgemeinen geordnet und im Durchschnitt als mittlere zu bezeichnen. Der Höchstbegüterte besitzt ca. 80 Morgen, der Mittelmann 8–10, der minderbegüterte ca. 3 Morgen. Die Gemeindemarkung umfaßt im ganzen 4644 Morgen, wovon 1615 M. Äcker, 160 M. Weinberge, 168 M. Wiesen, 2404 M. Waldungen. Während der südliche Theil mehr welliges Terrain und Ackerland enthält, herrscht im nördlichen Berglandschaft und Waldung vor. Der Boden ist in dem nieder gelegenen Theil meist fruchtbarer, warmer, tiefgründiger Sandboden, auf der Höhe mehr nasser Lehm- und Sandboden mit nicht durchlassendem Untergrund, an den Hängen Kalkboden. Es finden sich auf der Markung Kalksteinbrüche und ein Sandsteinbruch, der schöne Steine liefert; ferner Lehm-, Sand- und Kiesgruben. Das Klima ist mild, doch sind im Frühjahr und Herbst häufige Nebel. Die Gewitter ziehen meist dem Neckar- und Jagstthal entlang oder abwärts gegen den Odenwald; Hagelschlag ist selten und kam seit 1811, wo es zweimal mit großem Schaden hagelte, nicht mehr vor.

Die Landwirthschaft ist durchaus in einem guten Stande; sehr gut gedeihen Zuckerrüben und Tabak. Es werden nach außen verkauft ca. 2–3000 Ctr. Zuckerrüben, 1000 Ctr. Cichorien und ungefähr ebensoviel Kartoffeln; 500 Ctr. Tabak werden in der Stadt selbst verarbeitet. Der höchste Preis eines Morgens Acker beläuft sich auf 1400 fl., der mittlere auf 800, die niederste auf 300 fl.

Die Wiesen im Neckarthal sind 2mähdig, trocken, und liefern gutes Futter. Ein Morgen kostet zwischen 900 und 400 fl. Futter wird nur wenig nach außen verkauft.

Der Weinbau wird stark betrieben. Die Lagen „Himmelreich“ und „Michelsberg“ liefern einen sehr geschätzten Wein (s. oben S. 144).

Obstzucht wird an den Straßen und in Baumgärten betrieben.

An Waldungen besitzt die Gemeinde 450 Morgen Mittelwald, welche jährlich 350 Rm. und 10.000 Wellen ertragen. Der ganze Ertrag wird verkauft und der Erlös kommt in die Stadtkasse.

Die Stoppelweide wird im Sommer mit ca. 100, im Winter mit 400 Stücken befahren. Das Weiderecht gehört

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0374.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)