Seite:OANeckarsulm0411.jpg

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gänzliche Umgestaltung und eine großartige, früher nicht geahnte Ausdehnung des süddeutschen Salinenwesens aus. Zum erstenmal war der Bohrer auf ein mächtiges Lager von derbem Steinsalz gestoßen und hatte volllöthige, zum Versieden unmittelbar geeignete Soole aufgeschlossen; andere gelungene Versuche im In- und Auslande folgten diesem Beispiel nach (Wimpfen 1818, Clemenshall 1820, Rappenau und Dürrheim 1822, Wilhelmsglück 1822, Schwenningen 1823, Rottenmünster 1824); die großen kostspieligen Gradirwerke verschwanden und die älteren Salinen, welche geringhaltige Soole verarbeiteten, wurden durch die neuen reichen Salzwerke zum Erliegen gebracht.

Alsbald schritt man in Jagstfeld zur Nutzbarmachung der Soole, indem im Laufe des Jahres 1817 ein Sied- und Trockenhaus mit einer Siedpfanne und einer Wärmpfanne nebst Soolenbehälter erbaut und am 14. Januar 1818 das erste Siedwerk angebrannt wurde. Gleichzeitig nahm man aber auch auf die Ausbeutung des entdeckten Steinsalzlagers Bedacht und begann im April 1817 mit dem Abteufen eines Schachtes, der 100′ vom Fundbohrloch entfernt angesetzt wurde und eine Weite von 191/2′ auf 18′ erhielt. Abgesehen von einer vorübergehenden ungewöhnlichen Überschwemmung des Neckars hatte man im Verlaufe eines Jahres ohne große Schwierigkeiten die Tiefe von 150′ erreicht, als sich von da an immer mehr Wasserzudrang und auch böse Wetter einstellten, so daß bei der Unzulänglichkeit der angewendeten Handpumpen, an welchen zuletzt 130 Mann beschäftigt waren, der Schacht zum Ersaufen kam. Man sah sich genöthigt, zur Einrichtung einer Roßkunst zu schreiten und da auch diese mit Unterstützung der Handpumpen nicht mehr ausreichte, so mußte der Schacht am 4. Mai 1819 bei einer Tiefe von 220′ im Muschelkalk verlassen werden. Die Wasserzuflüsse betrugen zuletzt 10 Kubikfuß in der Minute im Abteufen und 8 Kubikfuß in den oberen Theilen des Schachts, welche man hoffte, später bewältigen zu können, wenn der inzwischen projektirte Kocherkanal zur Gewinnung einer bedeutenden Wasserkraft für den Betrieb der Kunstsätze hergestellt sein würde; bei der Ungewißheit über die Menge der zu befürchtenden Grubenwasser ist jedoch die weitere Abteufung dieses Schachtes unterblieben. Dagegen legte man sich mit Eifer darauf, das Feld durch Bohrlöcher auf die Ausdehnung des Steinsalzlagers zu untersuchen. Um den Bedarf an Siedsoole für das neue Siedhaus sicher zu stellen, wurde zunächst im April 1818 das 5zöllige

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0411.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)