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und Reichsadler „das heilig römisch Reich mit sampt seinen Gliedern 1591“; ferner die werthvolle Fest’sche Sammlung römischer hier gefundener Alterthümer. Unten in diesem Thurm ist das Thurmverlies.

An der Ostseite, nach innen gegen den Hof hinausgehend, mit abgetrepptem Giebel gegen Norden, zieht von Norden nach Süden der sogenannte Rittersaal, in Verbindung stehend mit der Terrasse im Osten. Er enthält römische hier gefundene Alterthümer (s. u.). Bemerkenswerth ist hier auch ein kolossaler Schrank aus Eichenholz im Renaissancestil, mit der Jahreszahl 1580 (3,3 m breit, 3 m hoch und 1,5 m tief). Südlich vom Schloß stehen neue, der Herrschaft gehörige Ökonomiegebäude, welche die Aussicht und Ansicht des Schlosses von Süden wesentlich beeinträchtigen.

Von sonstigen Gebäuden im Ort ist zu erwähnen zur Linken an der Straße nach Olnhausen das Haus Nr. 83 mit einem Giebel, dessen Gebälk Bemalung und dekoratives Schnitzwerk zeigt. Darauf steht: erbaut 1513, renovirt 1861. Im mittleren Balken des unteren Giebeltheils ist das Berlich. Wappen; an dem Pfosten darunter eine Inschrift: diß ist das gesegnete Rathhaus. Es sei früher weiter noch der Name eines Schultheißen und Amtmanns darauf gestanden. – In einem Bauernhause neben der alten Brücke lassen sich im Keller noch gut erhaltene Kreuzgewölbe erkennen, wahrscheinlich von einer mittelalterlichen Badeinrichtung.

Ein laufender Brunnen im Schloß und 5 Pumpbrunnen im Ort liefern in der Regel genügend Wasser, das aber Kalk und Gips mit sich führt; bei anhaltender Trockenheit muß aus der Jagst geholt werden. Auf der Höhe gegen den Edelmannshof ist die Neuwiesenquelle, welche derzeit in 24 Stunden roh 200 Eimer sehr gutes Wasser liefert und schon von den Römern in den Ort herübergeleitet war, jetzt aber unbenützt abfließt. Man befaßt sich deshalb gegenwärtig mit der Frage, eine Wasserleitung modernen Systems mit Hochreservoir anzulegen. Ein See ist vorhanden in der Größe von 14 ar 65 m im Stolzenhof; frühere Seen sind jetzt trocken gelegt und zu Wiesen verwandelt, in Neuwiesen beim Edelmannshof und Leutersthalerhof. Die Markung wird mitten durchflossen von der Jagst, welche zwar manchmal austritt, aber keinen wesentlichen Schaden verursacht. Periodisch fließende Bäche sind die Westerthalklinge unter dem Stolzenhof und die vom Leutersthalerhof kommende Kalkklinge. Ein kleiner

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0439.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)