Seite:OANeckarsulm0508.jpg

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Unter dem Kruzifix läßt sich lesen: „anno 1581 ist durch den edeln und ehrenhaften Christof Landschad V. S. Oberamtmann, Marx Ruf Keller und M. Konrad Weick Pfarrer, auch Schultas und ein ehrbar Gericht und Stadt allhie zu Mekmil ist die Kapbel und dis Werck vollbracht worden. Allein Gott die Ehr.“ Dabei das Wappen von Landschad (Harfe) rechts, und von Ruf (Ochsenkopf mit Ring, siehe Rathhaus) links. Weitere Grabsteine in dieser Kirche, soweit sie durch Tünche nicht ganz unleserlich sind: 1. anno 1565 ex hoc seculo reverendus vir Biniker constitutus canonicus in oppido Meckmüle emigravit. 2. Grabstein einer Tochter des Vogts allhie, Waldeisen, † 1711.

Das alte ehrwürdige Rathhaus steht an der Hauptstraße, nach vorn gegen den oberen, nach hinten gegen den unteren Marktplatz, und zeigt ein hohes Giebeldach mit Glockenthürmchen und Storchennest. Die Vorderseite ist Steinwand, das Übrige Holzbau. Die oben erwähnte „Schöne Beschreibung von der Stadt Möckmühl“ von 1616 sagt darüber: „Das Rathhauß Neulich aufgericht, / Wie man die Ziffer noch daran sicht / Bei Herzog Ludwigs Zeith und Jahr / Ist nit alt über 40 Jahr / Ist zimlich groß ansehnlich gnueg / Von Werkh Maister gebauen klueg / Hat Gulden knöpf auf Beyden seithen / Der Gibel spanisch glänzt von weithen.“ Die goldenen Knöpfe auf den Seiten lassen sich nicht mehr wahrnehmen. Betritt man das Haus vom oberen Markt, so gelangt man im Erdgeschoß in gewölbte Räume, von denen der vordere als Wachstube verwendet wird, während der hintere das Archiv bildet. Dieses enthält alte Güterbücher, Liegenschaftsverkäufe, Testamente, auch allerlei Urkunden u. dgl., welche für die Geschichte der Stadt immerhin einige Ausbeute gewährt haben. Oben an einem Schlußstein des Kappengewölbes sieht man das Möckmühler Wappen mit der Jahrszahl 1617, in der Wachstube 2 alterthümliche eiserne Truchen. Im oberen Stock befindet sich der nach Süden, nach dem untern Markt, gehende Rathhaussaal, an dessen Decke das Stadtwappen gemalt ist. Außen über dem runden Thorbogen der südlichen Seite steht die Jahrszahl 1589, daneben eine schön gearbeitete bemalte Sandsteinplatte mit Schnörkelaufsatz im Renaissancestil, in der Mitte ein Medaillon mit Reliefkopf (verstümmelt), in den Zwickeln Ornamente, von Früchten enthaltend. Über der Inschriftplatte erscheint das württembergische Herzogswappen, dann das Berlichingen’sche Wappen und das Ruf’sche (ein gehörnter Ochsenkopf mit einem Ring durch die Nase). Die

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0508.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)