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Wimpfener Pfad; der Salzweg, auf dem Plateau zwischen Brettachthal und Eberstadt; Diebspfad, ein Weg im westlichen Theil des Stadtwalds; das Sträßle, ein Weg vom Kirchberg auf die Straße nach Eberstadt. An der Nordseite der Stadt läuft ein Wasserablaufgraben zum Kocher, welcher „die Schanze“ heißt. Südlich der Stadt „beim Götzenkreuz“ und „beim alten Galgen“.

Geschichte der Stadt.[1]

Lange bevor im 14. Jahrhundert unfern dem alten Helmbund die „neue Stadt“ gegründet worden ist, stand die Linde, welche heute noch das Wahrzeichen der Stadt bildet. Zwar wird der ehrwürdige Baum vor 1448 nicht urkundlich erwähnt und die Botaniker streiten, ob sie sein Alter zu 700 oder 900 Jahren schätzen sollen; aber gewiß hatte unser vaterländischer Geschichtsschreiber C. F. Stälin Recht, als er dem Naturforscher, welcher letztmals die Linde eingehend behandelt hat (s. oben S. 552) schrieb: „Aus den Alterthümern des deutschen Reichs ist bekannt, daß Linden alte Gerichtsstätten waren. Man trat hier unter Gottes freiem Himmel zusammen. In den Kloster Schönthaler Urkunden des Stuttgarter Staatsarchivs findet sich nun ein Appellations-Instrument des Abts vom J. 1448 mit folgendem Datum: acta sunt haec sub arbore Tilia extra muros Novae civitatis iuxta fluvium dictum Kocher sita. Hienach war die Linde im J. 1448 gewiß schon ein sehr alter Baum“, bei ihr wohl bereits Jahrhunderte zuvor das Gaugericht für den Brettachgau gehalten worden. Noch älter aber wird das nahe Helmbund gewesen sein. Denn schon im J. 796 erhielt das Kloster Lorsch ein Bauerngut in villa Helmanabiunde, d. h. in dem Weiler oder Dorf, welches von der Beunde, dem Grundstück, einer Frau Helmana den Namen hatte. Der Ort, welcher frühe zur Stadt geworden ist, wurde vom Reich den in der Gegend weithin begüterten Herren von Dürn


  1. Dav. Pistorius (Enkel des Stadtpfarrers Alexius Pistorius von Neuenstadt), Encomium urbis Palatino–Wirtembergicae Neapoleos ad Cocharum, in quo vetustas, dominatus et fortuna ejus decantantur. Tubingae 1606. P. C. Gratianus (Diakonus in N. 1773–1782) Denkwürdigkeiten der Herzogl. Würt. Stadt Neuenstadt. 1782. (Msc. auf der K. öff. Bibliothek in Stuttgart.) K. Roth, Geschichte der Stadt Neuenstadt an der großen Linde und des abgegangenen Ortes Helmbund. Mit Ansichten der Linde und des Helmbundkirchleins. Heilbronn 1877.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0557.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)