Seite:OANeckarsulm0576.jpg

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nördlichen Wand eine Art Sakramentshäuschen oder Wandschrank, über dessen Öffnung ein größeres und darunter unter einem Gesimse 5 kleinere Deutschordenswappen auf einem in die Wand eingelassenen Stein. Das große scheint dasselbe, wie das Wappen am Thurm (s. u.); es ist quadrirt und zeigt in 2 und 3 einen rechtsaufsteigenden Löwen, über ihm ist eine Krone mit Reichsapfel und Kreuz.

Im Westen der Kirche erhebt sich der stattliche Thurm in 3 Stockwerken; die 2 unteren viereckig zusammen 50′ hoch, darüber ein drittes achteckiges von 12′ Höhe, und auf diesem eine schiefergedeckte Kuppel. Zum Erdgeschoß führt von Norden und Süden je ein spitzbogiges Thor in die schon erwähnte Halle. Im ersten Geschoß, das nur eine kleine Öffnung nach Westen, nämlich 2 kleine mit einander verbundene Rundfensterchen hat, ist eine schöne, sauber gearbeitete steinerne Wendeltreppe mit gothischer Profilirung der Spindel, von der noch 23 Stufen erhalten sind. Es findet sich an ihr zweimal dasselbe Steinmetzzeichen mit den Buchstaben F. I. M. Das zweite Stockwerk enthält nach Norden ein gothisches Fenster. Das offenbar viel später aufgesetzte Achteck hat Renaissancefenster. Außen an der Westseite des Thurms ist das Deutschordenskreuz in Stein gehauen eingesetzt; darunter 2 Deutschordensritterwappen, von denen das linke nicht mehr recht deutlich ist, das rechte zeigt den Löwen, wie das im Chor. Dabei steht die Jahrszahl 1593.

Auf dem Thurm hängen 3 Glocken mit folgenden Inschriften: 1. Herr Pfarrer Eberle, Schultheiß Denninger, Gemeindepfleger Stein und Stiftungspfleger Köberle. Nur ewigen und ernsten Dingen sei ihr metallner Mund geweiht. Gegossen von Bachert in Kochendorf 1841. Obergriesheim. 2. Zu Gottes Lob Ehr und Dienst gehör ich, Christoph Glockengießer zu Nürnberg goß mich 1613 (in deutschen Minuskeln. Die Glocke hat einen kleinen Sprung). 3. Die kleinste: A. F. Speck in Heidelberg. Der Gemein Obergriesheim 1783.

Die Kirche steht auf einer kleinen Terrasse über der Straße auf dem jetzt verlassenen ummauerten Kirchhof. Die Südwand der Kirche ist außen mit Reben überwachsen, an der Nordwand sind in die Mauer eingesetzt die Grabsteine des am 30. August 1611 gestorbenen Peter Grohe, des Gerichts zu Ober-Griesheim und seiner am 2. April 1612 gestorbenen Frau; ferner der Grabstein des am 30. Jan. 1814 gestorbenen Karmeliters und Pfarrers Joh. Ev. Schöble (Schnäble? s. u.). – Die Unterhaltung

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 576. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0576.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)