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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Der Obstertrag ist in den Thalorten und auf dem Flachlande von einiger Bedeutung und sichert manchen Gemeinden, namentlich der Ertrag an Zwetschgen, die zu Branntwein bereitet oder getrocknet weithin verkauft werden, eine erkleckliche Einnahme.

Der Ertrag des Weins ist in vielen Orten von Bedeutung und bildet in einzelnen die Haupterwerbsquelle; die erzeugten Weine werden größtentheils in dem Bezirk selbst und in der nächsten Umgebung verbraucht, indessen ist immer noch der Absatz in die Gegenden von Ellwangen, Hall, Gaildorf, Crailsheim, Gerabronn, sodann nach Stuttgart, Tübingen, Urach etc. von Belang.

Mit der zunehmenden Wohlhabenheit ist auch der Sinn für landwirthschaftlichen Fortschritt mehr erwacht, wozu der landwirthschaftliche Bezirksverein durch Belehrung und Aufmunterung, wie auch das Beispiel von einzelnen rationellen Betrieben wesentlich beigetragen haben.

Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie verbesserte Pflüge, Eggen, Walzen, Repssäemaschinen, einfache Joche, Dreschmaschinen, Futterschneid- und Heuwendemaschinen haben theils allgemein, theils vereinzelt Eingang gefunden. Durch Anschaffung aller neueren landwirthschaftlichen Erfindungen zeichnet sich Pächter Schwab auf dem Platzhof besonders aus, der eine Dampfmaschine aufgestellt hat, um eine Dreschmaschine, Futterschneidmaschine und Holzsäge in Bewegung zu setzen. Überdieß sind noch 3 weitere Dampfdreschmaschinen im Bezirk vorhanden. Die Drainirung ist sehr im Fortschritt begriffen. Neben der gewöhnlichen Düngergewinnung ist man auf rationelle Düngerbereitung fortwährend bedacht; die Jauche wird, zwar nicht in der möglichsten Ausdehnung, doch im Allgemeinen fleißig gesammelt, auch ist die Compostbereitung ziemlich bedeutend. Das sogen. Mergeln findet häufig statt und der Gyps wird bei dem Kleebau in großer Ausdehnung mit Vortheil angewendet. Größere Landwirthe bedienen sich auch des Guano’s in Quantitäten bis zu 130 Centnern. Die Stallfütterung ist im ganzen Bezirk eingeführt und nur auf der Hochebene wird zuweilen das Nachgras durch Einzelnhüten abgeweidet.

Über den landwirthschaftlichen Bezirksverein siehe unten.

Werth und Ertrag. Der Werth des Bodens ist wie dessen Ertrag sehr verschieden und namentlich im diesseitigen Bezirk wegen der ungleichen Ertragsfähigkeit der beiden Hauptpartien, Hochebene und Niederung, auffallend abweichend. Der Preis eines Morgens Ackerland beträgt in den fruchtbarsten Gegenden 600 fl., in den mittleren 300 fl. und in den geringsten 100–150 fl. Die

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0052.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)