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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Doch brach auch, vielleicht während der Juden-Verfolgung von 1348–49, über die Oehringer Juden die Verfolgung los, wie denn der Spital 1353 auf dem Platze, wo die Synagoge gestanden hatte, errichtet wurde. Im 15. Jahrhundert finden sich aber wieder Juden in Oehringen, denn 1475 heißt es von einem Hause bei dem unteren Thor „Darin vormals Mose der Jude seine Wohnung gehabt hat, das wir (die Grafen) umb sein Verschulden an uns und den unsern begangen, zu unseren Handen genommen han.“ Die Grafen von Hohenlohe scheinen aber der Juden in ihren Besitzungen überdrüssig geworden zu sein, denn in der Erbeinigung von 1455, zwischen den Grafen Kraft und Albrecht, wurde festgesetzt, daß keiner ohne des andern Willen Juden annehmen solle, was in den folgenden Erbeinigungen von 1475–76 und 1511 bestätigt wurde.

Im 17. Jahrh. wurden 1644, 1649, 1655 drei gründliche Bedenken abgefaßt, ob Juden in der Grafschaft Hohenlohe in Schutz zu nehmen und zu dulden seien. Graf Wolfgang Julius nahm 1680 nach Ernsbach einige Juden auf; über die Handelschaft derselben an Feiertagen erging 1692 ein Dekret. Graf Johann Friedrich II. benützte die Juden zu Jagd und anderen Frohnen, und das Hohenlohe’sche Landrecht sprach ihnen das Klagrecht auf wucherische Zinsen ab.

In dem einzigen Orte Ernsbach, wo Juden sind, leben deren 218.

3. Besondere Schicksale.

Was die Schlachten zwischen Römern und Germanen betrifft, so hat man die Schlacht des Maximin, 236 n. Chr., gewiss ohne allen Grund in die Gegend von Oehringen verlegt: denn der dem Kaiser daselbst errichtete Denkstein beweist nicht im mindesten, daß gerade hier die Schlacht Statt gefunden habe.

Ebensowenig ist der Ort Palas oder Capellatium, bis wohin Kaiser Julian 359 n. Chr. kam, bei Cappel zu suchen, wie man früher gerne annahm. Im Mittelalter geschah, soweit man weiß, nichts von Bedeutung innerhalb des Bezirkes. In dem Bauernkriege war der Oberamtsbezirk der Schauplatz kriegerischer Züge vom April 1525 bis Ende Mai dieses Jahres, wo auf das Bauernheer die Schaaren des Truchseßen folgten.

Im schmalkaldischen Kriege 1546 lagen die Truppen Kaiser Karls V. am 18. Dec. in Oehringen und Neuenstein. Im 30jährigen Kriege kamen nach der Nördlinger Schlacht 27. August 1634

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0086.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)