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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

verschiedene Arbeit, wie auch die Verschiedenheit des Materials der beiden Gegenstände.

[1] Was nun die Bedeutung und die Anlage der römischen Niederlassung bei Oehringen betrifft, so war dieselbe eine von den vielen, an dem römischen Grenzwall etwa 3–31/2 Stunden von einander entfernt gelegenen Grenzgarnisonsstädten, die nur etwa 500 Schritte im Rücken (westlich) des Grenzwalls lag. Nach den bis jetzt aufgefundenen Spuren gehörte sie zu den bedeutenderen Grenzstädten und erstreckte sich über die nördlich der Stadt gelegene obere und untere Bürg, über die östlich und südöstlich der Stadt gelegenen Fluren „oberen und unteren Orendelstein“ und vermuthlich auch über einen Theil der Stadt selbst, so daß ihre ganze Ausdehnung einen Flächenraum von etwa 400 Morgen beanspruchte. Übrigens dürfen wir nicht annehmen, daß diese Fläche ganz mit Wohnungen überbaut war, indem ein großer Theil zu Verschanzungen benützt wurde und, wie die aufgefundenen Mauerreste nachweisen, die Gebäude nicht zusammenhängend, sondern mehr vereinzelt standen. Das eigentliche Castrum bestand auf der obern und untern Bürg, ein nördlich der Stadt hinziehender Flachrücken, der sich gegen die Stadt sanft abdacht, gegen das Ohrnthal (Westen) und gegen das Maßholderbachthal (Norden) aber in ziemlich steiler Terrasse abfällt, so daß die obere und untere Bürg von der westlichen und nördlichen Seite natürlich fest war; an der Südseite schützte einigermaßen die Ohrn und an der Ostseite der nahe vorbeiführende Grenzwall.

Zwischen der obern und untern Bürg läuft ein doppelt terrassirter Hohlweg, den wir ohne Bedenken als eine ursprünglich römische Anlage zu betrachten haben, die als Weg und Schanze zugleich diente; in ihrer Verlängerung gegen Süden wurde in neuester Zeit noch das ehemalige Pflaster gefunden und in ihrer Verlängerung gegen Norden zieht sie über das Maßholderbachthal und nach dessen Überschreitung als tiefer Hohlweg an den Grenzwall (s. hier. unten). An der Stelle, wo diese verschanzte Straße den obern Rand des Abhanges gegen das Maßholderbachthal erreicht, hören die Terrassen auf, dagegen bricht eine Terrasse unter einem beinahe rechten Winkel gegen Osten ab und lauft noch eine namhafte Strecke an der Südseite der sogen. alten Straße fort, bis sie unter einem rechten Winkel ablenkt und als ein gegenwärtig nur noch unbedeutender Graben parallel mit dem Grenzwall gegen Süden zieht, so


  1. Von hier an bis Seite 100. von Finanzrath Paulus.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0094.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)