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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

an der Ostseite gegen die Karlsvorstadt, das untere Thor, von dem indessen nur die Thorsäulen noch vorhanden sind, und das Altstadtthor an der Südseite am Ohrnkanal von dem ebenfalls nur die Thorpfeiler noch stehen.

Die Anlage der eigentlichen Stadt ist etwas unregelmäßig und die Straßen haben, mit Ausnahme der macadamisirten mit gepflasterten Kandeln und Trottoirs versehenen Karlsvorstadt, durchaus Pflasterung; sie sind meist enge und nur die Poststraße und in ihrer Verlängerung die Karlsvorstadt, wie auch die untere Thorstraße, die Lammwirths- und Rathhausgasse, haben eine ansehnliche Breite. Die Altstadt besteht strenge genommen nur aus einer breiten Straße mit zwei Seitengäßchen, an denen sich die meist ländlichen Gebäude ziemlich gedrängt lagern. Im allgemeinen sind die Privatgebäude aus Holz aufgeführt und mit steinernen Unterstöcken versehen, und nur einzelne ältere haben einen massiven Steinbau aufzuweisen; die ziemlich weitläufig stehenden Häuser in der Karlsvorstadt sind aus neuerer Zeit und größtentheils im modernen städtischen, mehrere im sog. Mansardenstyl erbaut, daher auch die Stadt von der Ostseite her den günstigsten Eindruck macht.

Von öffentlichen Plätzen sind zu nennen: 1) der sehr ansehnliche, vor der Stiftskirche gelegene, theils von dieser, theils von dem fürstlichen Schloß und freundlichen Gebäuden umgebene Marktplatz (früher Friedhof des Stifts), 2) der Hafenmarkt vor dem Oberamteigebäude am westlichen Anfang der Poststraße und 3) der vor dem Rathhaus gelegene, nicht große Rathhausplatz.

Von öffentlichen Gebäuden nennen wir zuerst die Kirchen:

1) Die im östlichen Theil der Stadt gelegene sehr ansehnliche Stiftskirche, wurde zum größten Theil in der Mitte des 15. Jahrhunderts im spätgothischen Styl erbaut, wofür auch eine Inschrift an einem südlichen Chorpfeiler spricht, welche sagt: Anno dni 1454 an dem Sontag Lätare ist der erste Stein gelegt. Indessen finden wir noch manche Spuren der früheren und frühesten Kirche, die theils der romanischen, theils der Übergangs- und der frühgothischen Periode angehören und sichtlich nachweisen, daß die Kirche nie gänzlich zerstört und alsdann ganz neu wieder aufgebaut wurde, sondern immer der ältere Bau sich theilweise noch erhalten hatte und bei dem Neubau benützt wurde.

Betrachten wir nun zuerst das Äußere der Kirche, so erscheinen an dem Langhause, wie an dem mit einfachen Streben versehenen, ein halbes Achteck bildenden Chor, hohe schlanke Fenster, welche

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0103.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)