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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

des Grafen Ulrich des Vielgeliebten von Württemberg, 6) ein von einem Engel gehaltener Wappenschild mit 2 gekreuzten Schlüsseln, das Wappen des Stifts, 7) eine Rosette, 8) der heil. Geist, 9) ein Wappen, im goldenen Schilde ein blauer und ein rother rechter Schrägbalken, und 10) ein Steinmetzzeichen, vermuthlich des Meisters Hans von Aurach.

Die Schlußsteine in dem Chorgewölbe enthalten: 1) die Wappen von Hohenlohe und Ziegenhain mit der Inschrift Grav Albrecht 1490, 2) Maria mit dem Jesuskinde, 3) den heil. Geist und 4) die Brustbilder von Petrus und Paulus. In der Sakristei zeigt der Schlußstein das Brustbild des heil. Petrus.

Das Mittelfenster des Chors besteht aus interessanten mit sehr viel Empfindung ausgeführten Glasmalereien aus dem 15. Jahrhundert; früher waren sämtliche Chorfenster mit gemalten Scheiben ausgefüllt, von denen aber nur die jetzt im Mittelfenster zusammengestellten gerettet wurden; sie sind der Mutter-Gottesgeschichte gewidmet und mit hohenlohe’schen und anderen Wappen der Donatoren ausgestattet.

An der zur Orgel führenden Treppe ist ein aus Sandstein gut gearbeiteter alter Altar aufgestellt, der unter gothisch gehaltenen Baldachinen in 3 Nischen Statuetten (die heil. Margaretha, die heil. Helena und ein Kirchenvater) enthält; unter der mittleren Figur sind die Wappen des Kaspar v. Sickingen und dessen Hausfrau geb. Gockenschnabel, ohne Zweifel die Stifter des Altars, angebracht.

Die Kanzel wurde 1860 im gothischen Styl neu erbaut; die ursprüngliche war an dem vierten Pfeiler der südlichen Reihe angebracht und ruhte auf einer aus Stein gehauenen männlichen knieenden Figur, welche nach der Sage einen Bauersmann vorstellen soll, der den Stein zur Kanzel herbei geschafft habe. Diese räthselhafte, übrigens gut gearbeitete Figur hat in der Jacke einen Weck stecken und auf dem Rücken an einer um den Leib gehenden Schnur ein Hufeisen hängen; sie wird gegenwärtig in der Krypta aufbewahrt.

Die im Rococogeschmack gefaßte Orgel wurde 1732 in der Kirche aufgestellt.

Bemerkenswerth sind ferner einige gut geschnittene, leider theilweise weiß getünchte, sehr alte Chorstühle.

Die Denkmäler der Kirche, welche theils geschichtlichen theils künstlerischen Werth haben, sind folgende: Im Chor steht eine kleine Tumba, ohne allen Schmuck, aus Sandsteinen gearbeitet mit der

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)