Seite:OAOehringen0115.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Feuerspritzenmagazin, im zweiten die Gelasse für den Stadtschultheißen, den Gemeinderath und zwei Arrestlokale, und im dritten den Rathhaussaal, die Registratur, die Gelasse für die Stadtpflege und ein Gefängniß. An dem Eingang zum Rathhaussaal steht: Pulchra est concordia cordis et oris 1603, innen sind an demselben schöne Stuckarbeiten angebracht, 2 Säulen rechts und links mit Laubwerk, rechts steht die Gerechtigkeit mit dem Schwert, links die Klugheit mit dem Spiegel und der Schlange, in der Mitte das hohenlohische- und das Stadtwappen. An der Decke hängt ein alter interessanter Kronleuchter aus einem Hirschgeweih, ein gräfliches Geschenk. In die Fenster an der Nordseite sind gute Glasgemälde eingelassen folgende Wappen mit Aufschriften enthaltend: 1) der Gräfin Helena von Hohenlohe geb. Truchsessin v. Waldburg 1541; 2) das ihres Gemahls Grafen Georg I. v. Hohenlohe; 3) der Gräfin Wandelbar v. Hohenlohe geb. Gräfin v. Zollern; 4) das ihres Gemahls des Grafen Albrecht III. mit der Inschrift: Wenn Gott mit uns, wer mag wider uns sein. Bei einer im Jahr 1835 vorgenommenen Reparatur des Rathhauses verlor dasselbe eine an der nördlichen Außenseite hinaufgehende steinerne Treppe, die zunächst auf den Tanzboden führte, neben welchem die Amtsstube zu den Gerichtssitzungen war. Früher war eine Bibliothek auf dem Rathhause, die unter anderen Büchern einige ältere Bibeln und historische Werke enthielt, jedoch vor einigen Jahrzehnten um 200 fl. verkauft wurde. Auch die silbernen Becher, die auf dem Rathhaus aufbewahrt waren, sind verschwunden; seit der Grundsteinlegung des Rathhauses entstand nämlich der Brauch, daß wenn Jemand zum Richter gewählt wurde, er den sämtlichen Stadtrathsmitgliedern und ihren Frauen ein festliches, 3 Tage andauerndes Mahl geben mußte, „welches denn gar beschwerlich und auch manchmal dem Erwählten verderblich gefallen.“ Aus diesem Grunde gingen diese Gelage ein, und an deren Stelle trat der löbliche Brauch, daß jeder neu erwählte Richter einen silbernen Tischbecher mit seinem Wappen und mit Jahr und Tag der Wahl stiften mußte. Später kamen die Mahlzeiten wieder in Gang. „Anno 1526 ist Wilhelm Eisenhut und Georg Wieland von Hall anstatt Hans Eisenhut und Stoffel Geigers erwählt und ist das Mahl wiederumb angefangen worden.“ Doch waren bis 1634 viele Dutzend Becher auf dem Rathhaus vorhanden, die indessen vom 13.–18. Sept. genannten Jahres bei der Plünderung der Stadt durch die Kaiserlichen verloren gingen. 1

Später trat die Becherstiftung wieder ein, „hab mich erboten

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0115.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)