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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Außerdem wird der Tausch des Grafen Hermann mit dem Bischof Meinhard von Würzburg, dem er für die dem Bisthum gehörigen 2/3 des Oehringer Kirchenzehntens (1/3 gehörte dem Pfarrer) die halbe Villa Bocchingen (Altböckingen, abgegangen östlich von Heilbronn) nebst einem Weinberg, 2 Huben, in Sulcibach (Sülzbach, O.-A. Weinsberg) und 2 in Heiligbrunnen (Heilbronn) nebst 15 Leibeigenen gab, bestätigt, unter der Bedingung, dem Würzburger Bischof an dem Zehnten den herkömmlichen Abtrag (solitum servitium) zu entrichten. Burkhard, Graf von Camburg (Komburg) wird zum Vogte (advocatus) bestimmt und erhält dafür die halbe Villa Halle, mit Allem Zubehör und 10 Pfd. illius monetae (Haller Münze), thut er seine Pflicht nicht, so kann er vom Bischof von Regensburg abgesetzt und ein anderer würdigerer für ihn eingesetzt werden. Die ganze Stiftung wurde dem St. Petersstift in Regensburg geeignet, (damit sie um so sicherer ihr Fortbestehen habe) nebst dem Investiturrecht des Probstes in Oehringen. Zeugen dieser den 16. Aug. 1037 in Würzburg ausgestellten Urkunde sind der Graf Boppo von Henneberg, Graf Hugo von Kregineck, (Grafeneck) Graf Adalbert von Kalw, Graf Boppo von Laufen, Graf Eberhard von Ingersheim und Graf Burkard von Komburg nebst Regensburger und Würzburger Ministerialen. 1

Auf welche Art das Collegial-Stift in Oehringen ursprünglich eingerichtet war, ersieht man aus dieser Urkunde nicht. Da es bekannt ist, daß vom 10.–13. Jahrhundert die vita canonica, das Zusammenleben und der gemeinsame Haushalt, aufgehoben und die Güter in so viele Theile, als es Chorherrn waren, getheilt und Jedem einzelnen als praebendae zur Nutzung und Verwaltung überlassen wurden, so wird wohl nicht unwahrscheinlich sein, daß dieß von Anfang an in Oehringen statt fand. Die Stelle in dem Oehringer Stiftsnekrolog, wo es heißt: „hodie peragitur anniversarium illustris viri Domini Heinrici comitis, auctoris praebendarum nostrarum“ ist nicht wohl zu deuten „des Gründers der Präbenden gegenüber dem ursprünglichen vita canonica, sondern wohl des Aufbesserers der Präbenden.“ Die gewöhnlichen Dignitarien der Chorherrn-Stifter, Probst, Decan, Senior, Subsenior, Scholasticus, Cantor, Thesaurarius, Bursarius, Cellerarius, Portarius finden sich auch in Oehringen vor. Der Probst war der Vertreter des Stifts nach Außen, er hatte „curam, regimen, administrationem et defensionem bonorum et jurium excelsiae in temporalibus“ und darum ungefähr 1/3 sämtlicher dem Stifte zugehörigen Zehnten (nach einer Bulle des Bischof Lorenz

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0143.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)