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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

nicht hineinziehen. Der Stadtschreiber hatte jährlich 8 Gulden und eine Spitalpfründe, „ist ein armer Mann gewesen, der das Almosen gegessen.“ In diesem Zustande traf 1490 Kraft VI. Oehringen; er suchte die Stadt emporzubringen und gab ihr eine Ordnung nach dem Muster von Pforzheim. Die Bede wurden auf billigeren Fuß gebracht, indem jeder Bürger seine Habe nach den laufenden Preisen selbst angeben durfte, wobei die Schulden abgezogen und den Gläubigern zu Bede geschlagen wurden. 100 Gulden gaben nur noch 3 Batzen, und Kleider, Waffen, Schmuck, die man am Leibe trug, blieben frei. Dagegen wurde auf Brod und Fleisch ein Zoll gelegt und derselbe zu der Stadt Nutzen verwendet. Der Rath durfte den Schultheißen, den bis dahin die Herrschaft gesetzt hatte, selbst wählen, und alle Hintersassen durften in die Stadt ziehen, als Bürger und Freie. Alle Bußen und Frevel, die von dem Rathe angesetzt wurden, bekam die Stadt zu Unterhaltung des Pflasters und anderer Ausgaben. Ebenso bekam sie 1/9 vom herrschaftlichen Zoll, der nicht klein war, denn es bezahlte:

ein vierspänniger Wagen Wein 26 Pfennige,
ein dreispänniger Wagen Wein 18 Pfennige,
ein Karren mit 2 Pferden 13 Pfennige,
Ebenso Käse, Eisen, Salz (etwas weniger)
Von Korn, Haber, Nüssen etc. jedes Malter 1 Pfennige,
Fässer etc. jeder Wagen 8 Pfennige,
Bretter jeder Wagen 8 Pfennige,
ein Wagen Hausrath 12 Pfennige,
gehörte er einem Juden, so gab jedes Pferd 1 Gulden,
Centnergut zahlte per Centner 3 Pfennige,
ein lediges Pferd 1 Pfennige,
gehörte es einem Juden 1 Batzen,
100 Schweine 20 Pfennige,
100 Schafe 25 Pfennige,
100 Gänse 1 Gans,
ein Jude zu Fuß gab 3 Batzen,
ein Jude zu Pferd gab 5 Batzen,
ein Leichnam eines Juden 1 Gulden.

Außer diesem herrschaftlichen Zolle wurde ein entsprechendes städtisches Weggeld erhoben, für das Schlachtvieh gab man Accise an die Herrschaft von jedem Kalb 4 Pfennige, Ochsen, Rinder 5 Pfd. Fleisch von 100 Pfd. So oft ein Bäcker buck, 1 Heller; Umgeld von 1 Oehringer Eimer = 24 württ. Maas, 11/2 Maas.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)