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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Herrschaft und in allen Kriminalverhandlungen hatte das gemeine herrschaftliche Amt so lange zu agiren, bis man zur peinlichen Anklage schritt und der Blutrichter niedergesetzt wurde, da dann der gemeine Schultheiß den Stab geführet, der Beamte aber von hoher Herrschaft wegen das Fiscalat vertreten und die aufgelaufenen Kosten Herrschaftswegen bezahlt wurden.

Die mittlere Obrigkeit und deren dependirende Strafen gehörten ebenfalls der Herrschaft.

Die von der Vogteilichkeit herrührenden niederen Civilstrafen wurden von der hohen Herrschaft dem Rathe um jährlich 123 fl. 48 kr. 2 Pf. überlassen, jedoch mit dem Bedingniß, daß ihre Gewalt in Strafen sich nicht über 5 fl. erstrecken sollte. Das Stadtgericht bestand außer dem Schultheißen aus 24 Personen, worunter drei Bürgermeister.

Die Bede betrug jährlich 700 Gulden und im Jahr

1570 wo der Goldgulden = 15 kr. war 175 fl. – kr.
1576 wo der Goldgulden = 20 kr. war 233 fl. – kr.
1607 wo der Goldgulden = 30 kr. war 350 fl. – kr.
1610 wo der Goldgulden = 25 Batz. war 466 fl. 40 kr.

Es bezahlte jede Herdstadt 2 Pfennig, jede Brod- und Fleischbank 3 kr. jährlich.

Jede Fleischbank auf Ostern einen Lammbauch oder dafür ein Viertel eines Kalbs = 10 Pfund.

Jeder Bäcker muß einen neuen Sack jährlich liefern.

Die Schatzung betrug 1/2 % und die schatzbare Masse war 1667 160.000 fl.

Die Herrschaft hatte den Probsthofzehnten, auch ein Sechstheil des großen Zehntens jenseits des Zwerchwegs. Den großen Zehnten hatte das Stift, den Novalzehnten von Äckern, die zuvor Wiesen gewesen, die Stadt; den alten Weinzehnten hatte 1/3 das Stift, 1/3 jede Herrschaft (mit Ausnahme des Pfaffenbergs, wo er dem Stifte gehörte). Den Novalzehnten vom Wein hatte Stift und Stadt. Den Heuzehnten hatte die Stadt 1553 gekauft um 10 fl., den Krautzehnten um 100 Reichsthaler 1563. Der Flachszehnten war stiftisch, der kleine Zehnten nicht herkömmlich.

Gerechnet wurde nach Thalern, Gulden, Orth, Schillingen (21 auf den Gulden), Böhmisch (20 auf den Gulden), Batzen, Pfennigen.

Die Oehringer Maaße waren: 1 Malter = 8 Simri, 1 Simri = 4 Infel, 1 Infel = 4 Viertel; 1 Centner = 102 Pfund; 1 Fuder = 20 Eimer, 1 Eimer = 24 Eich und 28 Schenkmaas; 1 Morgen = 160 Quadratruthen, 1 Quadratruthe = 16′ rheinländisch.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0181.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)