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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

überdieß gehen daselbst Vicinalstraßen nach Michelbach und Untersteinbach ab. Die Ohrn trennt die beiden Orte Cappel und Hornberg, von denen ersteres auf der rechten Seite des Flüßchens, letzteres auf der linken liegt; eine steinerne Brücke und ein hölzerner Steeg stellen die Verbindung der beiden Orte her. Im Ort fließen in die Ohrn der Söllbach und der Epbach, letzterer treibt kurz vor seiner Einmündung eine Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, während an der Ohrn selbst eine Öl-, Gyps-, Hanf- und Lohmühle liegt.

Cappel hat ein freundliches Aussehen; einige schöne Gärten und Wirthschaftsgebäude, besonders aber ein von Graf Johann Friedrich II. 1736 angelegter Lustgarten mit einem stattlichen Wohngebäude (nunmehr in Privathänden) deuten auf die Nähe der Stadt. Hornberg hat ein minder günstiges Aussehen.

Die günstige Lage, verbunden mit einem fruchtbaren Diluviallehmboden, unterstützen einen vortheilhaften landwirthschaftlichen Betrieb, der den im allgemeinen fleißigen Einwohnern ein gutes Auskommen sichert, von denen der begütertste 160 Morgen Grundeigenthum hat, während etwa sechs Bürger bis gegen 70 Morgen, die übrigen 15–40 Morgen besitzen.

Man baut vorzugsweise Dinkel, Gerste, Reps, und zwar befriedigen die Getreideerträgnisse nicht nur das örtliche Bedürfniß, sondern gestatten auch noch einen erheblichen Verkauf nach Außen.

Die Obstzucht ist ziemlich bedeutend.

Weinbau wird nur auf 10 Morgen getrieben.

Die guten ergiebigen Wiesen und ein tüchtiger Futterkräuterbau ermöglichen einen für die Landwirthschaft nöthigen Rindviehstand; auch Pferde werden gehalten und mit diesen, wie mit Ochsen und Kühen der Pflug bespannt. Mit Vieh, namentlich mit gemästetem, wird Handel getrieben.

b. Hornberg ist minder bemittelt; neben einigen armen Familien befinden sich hier einzelne mittelbegüterte und nur ein Bürger mit einem Güterbesitz von 70 Morgen.

Die schulpflichtigen Kinder von Cappel und Hornberg besuchen die Schule in Eckartsweiler. Die Verstorbenen werden in Oehringen beerdigt.

Daß Cappel das Capellatium oder Palas des Ammianus Marcellinus sei, an den Grenzen der Alemannen und Burgunder, wo Julian sein Lager im Alemannen-Kriege aufschlug (359), ist eine ältere, willkührliche, nur aus der Verwandschaft des Namens abgeleitete Muthmaßung, obwohl die Möglichkeit nicht ausgeschlossen bleibt;

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)