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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Name der Markung und des Hofes noch im vorigen Jahrhundert. Es ist dieß ohne allen Zweifel das Ruggarteshusen, das dem Stifte Oehringen „ex toto“ gehörte, da das Stift den Fruchtzehnten daselbst fortwährend bezog. Es war im 17. Jahrhundert ein Weiler von sieben Höfen, der nach einer Notiz von 1672 im 30jährigen Krieg zerstört wurde. Die Güter gehörten von da an nach Möglingen mit Ausnahme des Reichertsguts, das nach Ohrnberg gehörte. Damals (1672) war bei dem Gute ein unbewohntes Haus, die Äcker unangebaut, die Wiesen zum Theil verwachsen.

In der Nähe liegt das Kreuzholz, ein nach Ohrnberg gehöriger Wald, wo die Spuren einer römischen Niederlassung gefunden wurden. Schon 1767 berichtet der Pfarrer Erbe von Ohrnberg an Hofrath Hanselmann: „Bei dem Ruckertshof findet man auch im Wald, das Kreuzholz genannt, noch Speis und Steine, die von einem alten Gemäuer zeugen, römische Scherben sind keine gefunden worden, weil die Leute bisher nicht darauf attendiret.“ 1846 ließ Baron Müller von Kocher-Steinsfeld Nachgrabungen anstellen. Man trieb einen Einschnitt in einen der Trümmerhaufen, und fand ein Gemach von 15′ im Quadrat, mit Heizeinrichtung, Reihen von kleinen Säulen von 13/4′ Höhe, zum Theil aus Ziegelplatten, zum Theil aus Sandstein, an einer Mauerseite war die Schüröffnung, durch welche vom Nebenraum aus geheizt wurde. Die sonstigen Funde waren Ziegelplatten, zum Theil verziert, Geschirre aus Siegelerde in Bruchstücken, Geschirre aus gemeinem Thon, Glasfragmente, Metallnägel und sonstige Stücke, darunter ein Schreibgriffel, Hacken, Bänder und zwei Münzen von Bronze, worunter ein Antoninus Pius von 160, sodann noch Knochenüberreste vom Hirsch, Auerochs etc.


Neuenstein,


Gemeinde II. Klasse, 1492 Einw., wor. 4 Kath.; a. Neuenstein, Stadt, 1411 Einw.; b. Bernhardtsmühle, Weiler, 22 Einw.; c. Eichhof, Weiler, 37 Einw.; d. Klumpenhof, Weiler, 22 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.

Die Stadt liegt 11/2 Stunden östlich von der Oberamtsstadt unter dem 49° 12′ 16,34″ nördlicher Breite und 27° 14′ 37,06″ östlicher Länge (Kirchthurm); ihre Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche des Kirchthurms 998 württembergische Fuß.

Im Ort haben ihren Sitz ein Amtsnotar und ein prakticirender Arzt; auch besteht daselbst eine Apotheke und ein Postamt, das mit der zunächst der Stadt gelegenen Eisenbahnhofstation verbunden ist. Auf dem Flachlande, das sich am Fuß der Waldenburger Berge gegen Norden ausdehnt, hat die nicht große Stadt auf dem westlichen

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0275.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)