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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Außer dem Schloß sind noch folgende herrschaftliche Gebäude vorhanden: der dem Schloß gegenüberliegende ehemalige Marstall, in welchem auch Beamtenwohnungen eingerichtet sind, ein langes einstockiges Gebäude mit Staffelgiebeln, gepaarten, oblongen Fenstern und über dem rundbogigen Eingang die Wappen der von Hohenlohe und Tübingen mit der Jahreszahl 1572. Der sogenannte lange Bau mit einem sehr geräumigen Keller, der durch seine großen Fässer, eines[s 1] 300 Eimer, zwei jetzt nicht mehr vorhandene je 150 Eimer haltend, bekannt geworden ist. Das große war einst mit Eilfer gefüllt.

Durch den mit Trinkwasser hinreichend versehenen Ort fließt der Pfedelbach, dem der Ort seinen Namen verdankt.

Vicinalstraßen führen von Pfedelbach nach Oehringen, nach Bayerbach, nach Untergleichen und über Windischenbach nach Adolzfurth. Die Durchfuhr, namentlich an Holz aus dem Mainhardter Wald ist beträchtlich. Pflastergeld wird erhoben, was der Gemeinde jährlich 44 fl. einträgt.

Die Einwohner sind im allgemeinen minder bemittelt und nähren sich theils von Landwirthschaft, theils von Gewerben und Taglohnarbeiten. Es liegt auf der Markung nur ein großes geschlossenes Gut (280 Morgen), das der Herrschaft Hohenlohe-Bartenstein gehört und von dieser in Pacht gegeben ist. Von den übrigen Güterbesitzern hat der vermöglichste 60 Morgen Felder und 70 Morgen Wald, ein weiterer 40 Morgen, sechs bis acht Bürger etwa 30 Morgen Grundeigenthum. Viele haben nur einige Morgen oder gar keinen Grundbesitz. Die katholische Bevölkerung, welche in Folge der katholischen Confession der regierenden Herrschaft erst seit 1728 herbeigezogen worden ist, hat keinen größern Besitz und ist mehr auf Gewerbe angewiesen, von denen neben den Maurern und Steinhauern, die Lumpensammlerei und die Dosenfabrikation aus Birkenrinde zu nennen sind. Gaukler und Musikanten, welche früher hier zu Hause waren, sind keine mehr da. Das Geschäft des Orgelbauers Laukuff hat einen rühmlichen Namen, überdieß sind fünf Schildwirthschaften, zwei Kaufleute, drei Krämer, eine ausgedehnte Bierbrauerei und eine Mühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, wie auch die nöthigen Handwerker vorhanden. Von Pfedelbach stammt auch die Künstlerfamilie Kreuzfelder.

Der Ort ist in Folge schlechter Verwaltung, ungünstiger Zeiten etc. heruntergekommen, so daß er unter Staatsaufsicht gestellt werden mußte, nun aber in sichtlicher Hebung begriffen ist. Die Kittel-Strickerei, welche im Ort eingeführt wurde, bietet armen


Anmerkungen Wikisource

  1. Nach Wikipediaartikel 220 württ. Eimer.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0314.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)