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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Michelbach abgeht, so daß dem Ort der Verkehr mit der Umgegend gesichert ist.

Die sehr ausgedehnte Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, liegt theils auf der Hochebene der Waldenburger Berge, theils an den Abhängen und am Fuß derselben und hat auf der Hochebene einen mageren, aus den Zersetzungen des grobkörnigen Keupersandsteins bestehenden Boden; an den Abhängen ist der Boden meist ein gebundener Thon (Zersetzung des Keupermergels) und am Fuße derselben tritt theilweise ein fruchtbarer Lehm auf.

Die Landwirthschaft wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse gestatten, umsichtig und sehr fleißig betrieben. Im Dreifeldersystem baut man vorzugsweise Dinkel, Haber, Gerste, Roggen, dreiblättrigen Klee, Runkeln und hauptsächlich viel Kartoffeln, die hier sehr gut gerathen und die gesuchtesten im Oberamtsbezirk sind. Der magere Sandboden bedarf eine kräftige Düngung und starke Aussaat, bei der die durchschnittliche Ernte an Dinkel 6–7 Scheffel, an Haber 7 Scheffel, an Gerste 5–6 Scheffel und an Roggen 3–4 Scheffel per Morgen beträgt. Von den Getreideerzeugnissen ist der Verkauf nach Außen nur bei einzelnen Parzellen, wie Hohebuch, Unter- und Obermühle, Laurach und Goldbach von Bedeutung.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, so daß noch Futter nach Außen verkauft werden kann; der Morgen erträgt 20 Centner Heu und 10 Centner Öhmd. Die Güterpreise bewegen sich bei den Wiesen von 100–300 fl. und bei Äckern von 50–300 fl. per Morgen.

Auf der Schafweide, die von Seiten der Gemeinde nebst der Pferchnutzung um 500 fl. jährlich verpachtet wird, laufen 400–450 Stücke Bastardschafe.

Von großer Ausdehnung ist die Obstzucht, welche sich vorzugsweise mit Mostsorten, übrigens auch mit Tafelobst und viel Zwetschgen beschäftigt; das Obst leidet indessen in der Blüthe nicht selten durch Frühlingsfröste und kalte Nebel; in günstigen Jahren ist der Verkauf nach Außen von Belang.

Der Gartenbau ist von Bedeutung und wird sehr fleißig betrieben; die gezogenen Küchengewächse werden vielfältig in Handel gebracht und sichern den Einwohnern theilweise eine erkleckliche Nebeneinnahme.

Der Weinbau ist unbedeutend und wird mehr als Nebensache betrachtet.

Ein guter Viehstand (Neckarschlag und Allgäuer) ist vorhanden;

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0344.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)