Seite:OARottweil0199.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einer in einem Stiftungsgebäude in der Schulgasse und einer in der Hausmiethe.

3. Das vordere Spital steht an der Hauptstraße nordöstlich von der Kapellenkirche; das massive dreistockige Gebäude, in welchem alte und gebrechliche Personen (der Zeit 80) Unterkunft finden, stammt noch aus der Zeit des Spitzbogenstils und ist mit einem Erker geziert, an dem folgender Spruch zu lesen:

Trinnckh unnd Iß.
Gott nitt Vergiß.
Bewar dein Ehr.
Dier würdt nit mer
Von aller deiner Haab,
Dann nur ain Tuch ins Grab.

Unter diesem Spruch ist ein Wappen (im Schild ein springender Fuchs) angemalt und dabei steht: Konrad und Dorothea von Balgingen vermacht dem Spitale bedeutende Güter zu Böhringen, Deißlingen und Rottweil im Jahr 1314.

Das Innere des Spitals enthält im unteren Geschoß eine hübsche spätgothische Kapelle zu St. Anna (ursprünglich St. Erath), die sich mit einem gothisch gefüllten Spitzbogenfenster gegen die Straße öffnet und von einem Netzgewölbe überspannt wird. Auf den Schlußsteinen sieht man den hl. Geist, die Wappen der Stadt und einiger hiesiger Patrizier, auf dem Altar ein altes St. Annabild (herüber gebracht von der an der Stelle des jetzigen Krankenhauses gestandenen St. Annakirche), und an den Wänden andere gothische, aus Holz geschnitzte Heiligenbilder: St. Antonius, Agatha, Maria, Ecce homo; auch besitzt die Kapelle ein großes Ölbild aus der Rococozeit mit den 14 Nothhelfern.

4. Das ebenfalls massiv gebaute Spitalökonomiegebäude, das in den 1780ger Jahren abbrannte und wieder neu aufgebaut wurde, liegt dem Spital gegenüber; es enthält den Farrenstall, die Wohnung des Farrenknechts und Räume zur Aufbewahrung von Futter und Stroh.

5. Hinter dem Spital steht das vierstockige Krankenhaus, in welchem gegenwärtig 40 Kranke (es waren auch schon 60) Aufnahme finden, und von 6 barmherzigen Schwestern, die in dem Gebäude wohnen, verpflegt werden.

6. Der hinter der Oberamtei gelegene Fruchtkasten, der an Ortsbürger verpachtet ist.

7. Der schwarze Thorthurm, derselbe stammt in seinen unteren Theilen aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts und ist aus großen mit spätromanischen Steinmetzzeichen versehenen Buckelquadern in

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)