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Geltung blieben. Die Gesellschaft besaß bis 1797 ein eigenes Schützenhaus. Nicht selten wurden Mitglieder derselben auf auswärtige Freischießen geschickt, auch die Stadt selbst veranstaltete solche, namentlich ein großes im J. 1558. Mehr als 270 Theilnehmer sollen bei diesem Feste gewesen sein, und dasselbe wurde von Lienhard Lutz, gen. Flexel, welcher auch sonst viele Schützenfeste jener Zeit durch seine Reimsprüche verherrlichte (Stälin 4. 769), in einem, im Manuskripte noch vorhandenen Gedichte besungen.

Zur Geschichte des Nahrungsstandes.

Ackerbau und Viehzucht waren von alten Zeiten her die Hauptnahrungsquelle der Einwohner der Stadt und ihres Gebietes, womit sich dieselbe, wie es in einem Berichte von 1775 heißt, „in Ermangelung von Fabriken oder sonstigen Gewerbsamen, Landverbrauchen oder dergl. einträglichen Kommerzien kümmerlich durchschlagen mußte, da der obendrein noch sehr beschwerliche Feldbau kaum soviel ertrug, daß die Stadt sich und ihre Bürgerschaft mit Noth bedecken und den gesparsamsten Tisch vor Weib und Kind bestreiten konnte.“ Der Magistrat war daher auch sehr auf das Gedeihen und den Schutz des Feldbaus bedacht, setzte von Zeit zu Zeit den Taglohn für die Feldarbeiter fest und verabreichte in Zeiten der Noth zur Erleichterung den Fruchtsamen soviel als möglich zu herabgesetzten Preisen.

Hiesige kaiserliche Mühlen werden schon im J. 1285 genannt (s. ob. S. 230), die Mühle unter Angstdorf, welche später Spitalmühle wurde, 1314, eine Belzmühle 1331, die Katzensteigmühle 1391 (Glatz Regg. 53. 64. 65).

Das Fischereirecht war ursprünglich nach der öfters genannten Urkunde vom J. 1285 kaiserlich, später erwarb es die Stadt, und setzte durch eine besondere, in die Pürschordnung vom J. 1718 aufgenommene Fischereiordnung fest, auf welche Art und zu welcher Zeit gefischt werden solle (Ruckgaber 2a, 126 ff.).

Hinsichtlich der Geschichte des Zunft- und Innungswesens ist hervorzuheben, daß es hier ursprünglich 11 Zünfte gab: 1) Die Schmide, die erste unter den Zünften; sie hatten sehr starken Absatz ins Ausland; die Sichelschmide, die besonders in der Auvorstadt wohnten, sollen jährlich über 50.000 Sicheln verkauft haben. 2) Die Bäcker und Müller. 3) Die Tucher, welche aber nicht nur die Tucher, Zeug- und Hutmacher, Strumpfstricker- und Weber, Färber, Wagner, Hafner, sondern noch eine ganze Reihe Gespielte, d. h. solche Professionisten, welche in die Zunft durch Loos

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0271.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)