Seite:OARottweil0365.jpg

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namhafter Theil mit Wald bestockt ist, grenzt westlich an das Großherzogthum Baden und hat, so weit sie für den Feldbau benützt wird, eine flachwellige, theilweise hügelige Lage, in die sich der Neckar ein enges, schroff eingeschnittenes, jedoch nicht sonderlich tiefes Thal eingefurcht hat. An der südöstlichen Seite der Markung erhebt sich lang gestreckt die steile, vielgegliederte Keuperterrasse, die durchaus mit üppigem Wald bewachsen ist und eine schöne Abwechslung mit der am Fuß derselben sich ausbreitenden acker- und wiesenreichen Gegend bietet.

Der Boden, soweit er für den Feldbau benützt wird, besteht größtentheils aus einem fruchtbaren schweren Lehm, gegen die Keuperterrasse hin geht er in die etwas hitzigen Gipsmergel über und an der Terrasse selbst machen sich die Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten geltend. An Steinbrüchen sind vorhanden: einer im Muschelkalk beim alten Schloß, einer im Muschelkalkdolomit im Ort und einer im grobkörnigen Keupersandstein (Stubensandstein) im Wald Ebnat. Gipsgruben sind mehrere im östlichen Theil der Markung angelegt, auch bestehen Lehm- und Sandgruben.

Das Klima ist rauh und feinere Gewächse, wie Gurken, Bohnen etc. gedeihen auch in heißen Sommern nicht, der Frühling stellt sich spät ein und bringt nicht selten noch schädliche Fröste, dagegen kommt Hagelschlag wenig vor, weil der Kehlwald eine Wetterscheide bildet und die Gewitter von der Gegend ablenkt.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und von verbesserten Ackergeräthen hat der Brabanterpflug allgemein Eingang gefunden, dagegen sind nur zwei eiserne Eggen und zwei hölzerne Gemeindewalzen im Ort. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel und Mengfrucht, ferner Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken und Hanf.

Von den umfangreich gebauten Getreidefrüchten können jährlich über den eigenen Bedarf 2000 Scheffel Dinkel, 100 Scheffel Gerste, 50 Scheffel Haber und 20 Scheffel Weizen auf den Schrannen in Rottweil und Villingen abgesetzt werden. Gegenüber von mehr als 3000 Morgen Ackerland sind nur 645 Morgen Wiesen vorhanden, so daß noch Futter zugekauft werden muß; die Wiesen, von denen etwa 20 Morgen bewässert werden können, liefern gutes Futter. Von einigem Belang ist die Obstzucht, die sich meist mit späten Mostsorten (vorherrschend Äpfeln) und nur wenig mit Steinobst beschäftigt. Auf der Markung stehen etwa 3000 Obstbäume, deren Ertrag in günstigen Jahrgängen einen Verkauf nach außen von 1000 Simri zuläßt. Die Jungstämme werden aus der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)