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† 23. Okt. 1794, Anno aetatis 63. Auf dem Fußboden des früheren Chores befand sich sargartig erhoben ein drittes Grabmonument der Familie von Freiberg. Früher wurde in der Kirche eine Türkenfahne aufbewahrt, die Beute des Franz Joseph von Freyberg, österr. Dragonerobersten. Auf dem vierstockigen, oben von vier schönen spätgothisch gefüllten Schallfenstern durchbrochenen, und mit einem Satteldache bedeckten Thurm hängen drei neue Glocken, gegossen von August Hugger in Rottweil 1844, 1845 und 1854. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege.

Das freundliche im Jahre 1625 erbaute Pfarrhaus ist auch von der Stiftungspflege zu unterhalten.

Der geräumige, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz wurde 1838 an der Südseite des Orts angelegt.

Das frühere, im südlichen Ortstheil gelegene v. Freyberg’sche Schloß (obere oder alte Schloß), ein großes von unten herauf noch altes Steinhaus, wurde von der Gemeinde angekauft und im Jahr 1824 zum Schulhaus eingerichtet; es enthält 3 Lehrzimmer, die Wohnung des Lehrgehilfen und die Gelasse für den Gemeinderath. An der Schule unterrichten 2 Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Das frühere untere Schloß dient jetzt als Gasthaus. Auch sind 2 öffentliche Backhäuser, ein Waschhaus und ein Armenhaus (früher Fruchtkasten) vorhanden. Zwischen dem Schulhaus und dem Friedhof steht eine herrliche Linde.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen; es bestehen 9 laufende, 15 Pump- und 12 Schöpfbrunnen, überdieß fließt die Starzel durch das Dorf und der Weiherbach greift noch in die Markung ein.

Über die Starzel führen 2 Brücken und 3 Stege; eine der Brücken hat der Staat, die übrigen die Gemeinde zu unterhalten. Auch die Markung ist reich an Quellen, von denen die „zu Brunnen“ und „in der Binte“ die bedeutendsten sind. Im Weiherbachthal bestand früher ein namhafter Weiher, der längst trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt wurde.

Die im allgemeinen körperlich stark gebauten Einwohner sind fleißig, sparsam und treiben hauptsächlich Feldbau und Viehzucht, von den Gewerben sind die nöthigen Handwerker vorhanden, von denen Maurer und Zimmerleute auch nach außen arbeiten. Auch bestehen 3 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Bierbrauerei, eine Ziegelhütte, 2 Kaufläden, 6 Kramläden und 2 Mühlen, von denen eine mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe, die andere mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe (s. auch unten) und 2 Sägmühlen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0541.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)