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theils geriegelten, ziegelbedachten Häusern, die sich an den weniger gut unterhaltenen Ortsstraßen in mäßigen Entfernungen, zuweilen auch gedrängt lagern. Vicinalstraßen nach Gößlingen, Neukirch und eine auf die Rottweil–Balinger Landstraße sichern dem Ort den Verkehr mit der Umgegend. Das enge Thal zwischen hier und Gößlingen zeichnet sich aus durch seine tiefe Stille und seinen saftgrünen Wiesengrund.

Die dem h. Jakobus geweihte unscheinbare und baufällige Kirche stammt noch aus gothischer Zeit, hat einen mit Staffelgiebeln besetzten Thurm im Osten, dessen kreuzgewölbtes unteres Stockwerk die Stelle des Chors vertritt; sie enthält drei Zopfaltäre, über dem hölzernen Südeingange steht die Jahreszahl 1791. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Am Wege nach Gößlingen stehen drei alte Holzbilder, Christus a. K., Maria und Johannes.

Der früher um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde 1835 aufgegeben und außerhalb (westlich) des Dorfs angelegt.

Das im oberen Ortstheil etwas erhöht gelegene ansehnliche Pfarrhaus mit Mansardendach wird das „Schlößle“ genannt, war früher das fürstlich Waldburg-Zeil’sche Rentamt und ist von der Gemeinde zu unterhalten. In dem 1849 erbauten Schulhaus befindet sich ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Das Rathhaus gleicht einem gewöhnlichen Bauernhaus. Ein öffentliches Back- und Waschhaus, ein Armenhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Mit sehr gutem Trinkwasser versehen den Ort reichlich 6 laufende, 2 Schöpf- und ein Pumpbrunnen, überdieß fließen die oben angeführten Bäche durch den Ort, von denen der Schwarzenbach zuweilen Schaden bringend über sein Bette tritt und namentlich in den Jahren 1845 und 1853 alle Brücken mit sich fortriß. Es führen 3 gewölbte und 4 steinerne Deckelbrücken, eine hölzerne Brücke und 3 Stege über die Bäche; die Unterhaltung derselben hat die Gemeinde. Früher bestand östlich vom Ort ein Weiher, der längst trocken gelegt und in Wiesengrund umgewandelt ist.

Die im allgemeinen fleißigen und sparsamen Einwohner, von denen gegenwärtig 4 über 80 Jahre alt sind, treiben hauptsächlich Feldbau und Viehzucht; die Gewerbe dienen meist den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen, mit Ausnahme der Maurer und Zimmerleute, welche den Sommer über vielfach im Elsaß arbeiten. Außerhalb des Orts besteht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang und am südwestlichen Ortsende liegt eine Sägmühle mit Hanfreibe und Ölmühle. Schildwirthschaften und Kramläden sind je 2 vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0557.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)